Freitag, 30. Oktober 2009

The Ghan

Here I am again. Hab nach 26 Stunden also tatsaechlich Adelaide in South Australia erreicht und hab auf meiner langen Reise viel ueber die australische Bahn im allgemeinen gelernt.
Gestern morgen schleppte ich also meine sieben Sachen (ich freu mich jedes Mal, dass mein Rucksack noch irgendwie zu geht) zum Bahnhof. 3 Stunden bevor der Zug abfahren sollte. Der Ghan stand schon im Gleis und wurde gereinigt, Wasser aufgefuellt, Lebensmittel nachgeladen... Schliesslich kam der Zug direkt aus Darwin im Norden. Ich nutzte also die Zeit um mir den Zug etwas genauer anzusehen. Eine halbe Stunde vor der geplanten Abfahrt durfte man dann sein Gepaeck abgeben und im Zug einchecken. Ich war eine der letzten die einstiegen und kriegte fast einen Lachanfall als ich meinen Sitzplatz erreichte. Dort standen 3 Leute um meinen Sitz - alle 3 mit der gleichen Platzreservierung. Ich war also Nummer 4 mit Platznummer 25 im Wagen R.
Hervorragend...
Wenn in Deutschland sowas passiert ist bei den Passagieren gleich der Tag gelaufen. Obwohl ja eigentlich jeder weiss, dass Sitzplaetze in deutschen Zuegen allein von System aus gar nicht doppelt reserviert werden koennen. In Deutschland ist es dann also zu 99,9% der Fall, dass einer der Passagieren im falschen Zug, Wagen zur falschen Zeit oder sogar am falschen Tag unterwegs ist. Nicht jedoch in Australien. Hier faehrt der Ghan schliesslich nur zwei Mal die Woche und die vierfache Platzreservierung war einfach Fakt. So kam der locker-laessige Schaffner und ordnete das Chaos. Jeder bekam einen neuen Sitzplatz zugeordnet - weil der Wagen jedoch voll war, wurde kurzerhand ein weiterer Wagon geoeffnet und ich hatte eine 4er-Sitzecke fuer mich alleine. Irgendwann setzte sich der Zug dann in Bewegung - mit 30 Minuten Verspaetung. Wieder musste ich schmunzeln und an die gute alte Deutsche Bahn denken.
Und was macht man sobald man im Zug sitzt? Richtig: Den Reiseproviant auspacken und verspeisen. Ich glaube das liegt irgendwie in unserer verrueckten Familie. Wenn meine Family auf Reisen geht gibt es immer selbstgeschmierte Brote die meistens noch, bevor der Zug sich in Bewegung setzt, aufgegessen sind.

So fuhren wir Stunde um Stunde...
Hinter mir ein deutsches Paarchen mittleren Alters die sich grundsaetzlich ueber alles aufregten. Die Klimaanlage zu kalt, die Lautsprecherdurchsagen zu leise, die spielenden und rumrennenden Kinder zu nervig... Hab mich natuerlich nicht als deutsche zu erkennen gegeben und mich einfach nur ueber die Unentspanntheit mancher Leute gewundert.
Als die Sonne unterging kam unser laessiger Schaffner und knipste ohne Vorwahnung das Licht aus - mal wieder sehr zur Empoerung des deutschen Paarchens. Ich putzte mir die Zaehne, kroch in meinen Schlafsack und suchte eine halbwegs gemuetliche Schlafposition auf meinem Sitz.
Am naechsten Morgen goennte ich mir einen Kaffee im Speisewagen, klaute etwas Butter und Marmelade und schmierte mir meine mitgebrachten Broetchen. :-)
Eine halbe Stunde vor der geplanten Ankunft in Adelaide waren wir auf einmal schon da - hallo? Fahrplaene einhalten kennt man anscheinend nicht. Hab meine Sachen geschnappt, beim Gepaeckschalter meinen Rucksack abgeholt und vom Hostelbus abgeholt worden. Der Fahrer: Ein deutscher Backpacker der mich gleich nach meiner Nationalitaet fragte und direkt anfing mit mir deutsch zu quatschen. Fehlanzeige: Ich spreche hier kein deutsch mehr. Und wenn mich jemand in deutsch anspricht erklaere ich immer hoefflich auf englisch, dass ich kein deutsch in Australien spreche. Es ist unglaublich wieviele deutsche man hier trifft... wenn man es darauf ankommen lassen wuerde, koennte man durch Australien reisen ohne auch nur einen Satz englisch zu sprechen.

So, Adelaide ist auf den ersten Eindruck eine nette Stadt. Bleibe hier bis Montag und gehe dann in meine naechste Wwoofing-Familie in Mt. Baker. 20 Minuten oestlich von hier.

Nur noch 4 Wochen...

Ein Packesel auf dem Weg zum Bahnhof. Mit 16 Kilo auf dem Ruecken, Rucksack vor dem Bauch und meiner Essenstasche.
Der Ghan in Alice Springs


Zwei Lok's und ein langer Zug

Guck Muddi: Ich trage artig deine selbstgestrickten Socken! :-)
Gut die dabei zu haben - bei 24 Stunden Klimaanlage!
Denkmal fuer die armen Arbeiter, die mitten in der Wueste die Zugstrecke bauten und sie nach vielen Jahren erneuern mussten. Die alten Holzschwellen wurden von Termiten gefressen und sind nun durch Beton ersetzt worden.


Die Staatengrenze zwischen South Australia und dem Northern Territory (das Northern Territory ist jedoch in Wirklichkeit gar kein eigener Bundesstaat sondern nur eine Verwaltungseinheit ohne Eigenstaendigkeit). Die Bewohner nehmen zwar an Wahlen etc. teil, werden aber nicht bei der Auszaehlung beruecksichtig. Ja, Australien ist ein sehr seltsames Land.

Sonnenuntergang vom Ghan aus

3 Kommentare:

  1. Johanna und Peter31. Oktober 2009 um 08:47

    Liebe Karin,
    lesen hier in Ostfriesland über Dein Ghan-Abenteuer!
    Weiter alles Gute!
    Johanna und Peter

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  2. ... nur noch dreieinhalb wochen :)
    und ich befürchte, du wirst verdammt braun sein, wenn du zurück kommst. Ob ich mich da in der Öffentlichkeit mit dir zeige? -Ich glaube, du musst einen Mindestabstand einhalten ;)
    Arbeite nicht mehr so viel und genieß deine letzten Tage....
    bis BALD, wiebi

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  3. Es wäre unheimlich schön, wenn es nur noch dreieinhalb Wochen wären. Allerdings ist es wohl noch eine Woche länger ausharren.
    Nebenbei bemerkt freue ich mich riesig, dass ihr die Idee mit dem Roxette Konzert hattet. Einen schöneren Einstand konntet ihr meiner Süßen kaum machen.

    Liebe Grüße Norman

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