Mittwoch, 30. Mai 2018

Surf&Yoga Camp

...was macht die Becker wenn sie nicht weiß was sie tun soll? Sie geht ins Surfcamp! So bin ich jetzt eine Woche zurück in Portugal, mache zwei Mal am Tag Yoga und gehe 4 Stunden jeden Tag surfen. Mir geht’s also gut. :-)


Sonntag, 27. Mai 2018

Der Caminho endet nie

Es ist Zeit für ein paar Abschlussgedanken. Auch wenn man sagt, dass der richtige Jakobsweg erst beginnt wenn man ca. zwei Wochen zurück zu Hause ist.... hier eine kleine Zusammenfassung meiner Gedanken der letzten 3 Wochen.

Ich bin gestern  mit dem Bus zurück nach Porto gefahren. An vielen Orten vorbei, die ich in den letzten Wochen zu Fuß erreicht habe. Vorbei an den wunderbaren Wäldern, Feldern und Flüssen... es waren dort so viele Gerüche und Geräusche, so viel Ruhe, so viel Zeit. Entlang des Weges gab es unendlich viele Begegnungen, kurze Grüße an die Bauern auf dem Feldern, Bon Caminho von vielen Einheimischen und Mitpilgern. Ein Nicken, ein Lächeln ein kurzes Gespräch. Manche Menschen haben mich sehr bereichert, inspiriert und beeindruckt. Einige sind zu Freunden geworden. Ich habe viel geschenkt: meine Pflaster, mein Essen, meine Sonnenmilch, meine Hand, etliche Kaffees, immer mein Lächeln. Und ich habe so viel mehr geschenkt bekommen. Essen, Umarmungen, meinen Wanderstock, Musik und Gelächter, Freunde, Lebensgeschichten, Urvertrauen, Zuversicht und unvergessliche Momente.
Der Weg hat Spuren hinterlassen. Er hat Ängste genommen, ich konnte mich fallen lassen. Der Weg gibt dir alles was du brauchst. Und es ist das echte Leben in klein. Ich bin in einer gewissen Weise also auch gläubiger geworden. Ich glaube nicht an den „Gott“. Ich glaube nicht an die Institution Kirche in deren Namen seit tausenden von Jahren schlimme Dinge geschehen.
Ich glaube an das Universum, daran dass uns das Leben geschenkt wurde um es zu leben. Um zu lieben - unsere Mitmenschen, die Natur, uns selbst. Die Liebe verbindet alles. Auch alle Religionen. Und das Caminho-Gefühl möchte ich mitnehmen, Für jeden Tag. Gib und Du wirst beschenkt. Wir sind alle auf dem gleichen Weg.


Freitag, 25. Mai 2018

19. Etappe: Cee-Finisterre

Letzte Etappe: Cee-Finisterre (der ursprünglich angenommene westlichste Punkt des europäischen Festlandes)

Kilometer: 15
Dauer: 6 Stunden
Wetter: erst Nebel, dann Sonne bei 24 Grad, nachmittags Regen
Musik in meinem Kopf: Father and son, cat Stevens
Beschwerden: keine
Begegnungen: eine Rentnerin aus Berlin die jetzt Yogalehrin ist weil sie Lust dazu hat :-)
Erkenntnis des Tages: Es kommt alles so, wie es kommen soll. Lächel, sei entspannt, dankbar und glücklich und umgebe Dich mit den Menschen die Dir gut tun.
Unterkunft: Hostel, 6-Bettzimmer


Die letzte Etappe meines persönlichen Jakobsweges. Es waren nur noch 15 Kilometer zu gehen und ich hatte Zeit... ich frühstückte und zog dann zum Sonnenaufgang los. Ich kehrte schon nach wenigen Metern für einen Milchkaffee in ein Café ein, traf Heike aus Deutschland die sich gerade entschlossen hat den Job zu kündigen :-). Bis Santiago waren mir wenige „Aussteiger, Neuorientierer, Sonderlinge“ begegnet. Auf dem Stück von Santiago bis zurück an den Atlantik häufen sich die besonderen Menschen. Es ging allein weiter auf einer Anhöhe mit Blick auf das Meer auf dem die Sonne wieder glizerte. Die Vögel sangen, Schmetterlinge flogen herum und es duftete abwechselnd nach Eukalyptus, Kiefern, warmen Sand und allen Blumen am Wegesrand. Ich war glücklich, sang vor mich hin und genoss die Ruhe. Als der Weg an einem kleinen Strand vorbei kam, machte ich wieder Rast. Aß meine Banane mit Blick auf das klare, blaue Wasser und atmete mal wieder salzige Luft. Als ich weiter ging, traf ich auf Esther, das Geburtstagskind. Nach einem Geburtstagslied und einer Umarmung kehrten wir in ein Restaurant mit Terrasse am Meer ein. Es gab Frühstück und natürlich einen Geburtstagskuchen auf dem die, schon gestern gekauften Kerzen zum Einsatz kamen. Ich bin ja vorbereitet :-) Den Rest des Weges legten wir gemeinsam zurück. Esther hatte vor Tagen einen Hexenschuss und kämpft seit dem mit starken Rückenschmerzen. Blöd wenn man dann noch einen 9-Kilo Rucksack tragen muss. Am Strand kurz vor dem Ort Finisterre stand die rituelle Reinigung an. Man sagt, dass man sich hier im Atlantik von seinen Sorgen und Belastungen frei waschen kann. Gesagt, getan. Esther wollte eigentlich nur die Hände und Füße waschen... ich rannte an ihr im Bikini vorbei und stürzte mich ins Meer. Wenn man hier Balast los werden kann, bin ich doch nicht zögerlich. Es war herrlich im Meer zu baden und bestimmt habe ich mich so gründlich genug von allen Altlasten gereinigt. ;-) Nach dem Trocknen in der Sonne ging es ins Hostel. Duschen, etwas ausruhen, essen. Abends Kamm dann das Highlight. Der Sonnenuntergang am Ende der Welt. Auf dem Hinweg regnete es noch und es war nicht klar ob wir die Sonne überhaupt sehen würden. Erstmal legte ich am letzten Wegstein mit der Kilometerangabe 0,00 meine zwei Steine ab. Lieber Heiko, lieber Michael, ich habe eure Steine von Bielefeld bzw. der Nordsee bis an das Ende der Welt getragen. Sie waren sowohl Begleiter, Erinnerung als auch Balast in meinem Rucksack. Dass sie jetzt hier am Ende der Welt liegen soll euch Kraft und Energie geben eure eigenen Wege zu gehen. Vielleicht solltet ihr die Steine die euch dabei in den Weg gelegt werden aufheben und ein Stück auf euren Weg mitnehmen.

Der Sonnenuntergang war spektakulär. Ich war erfühlt von Freude, verbrannte meine Wünsche an das Universum um nahm Esther noch mal fest in den Arm.

Das Leben ist ein wunderbares Geschenk.








Donnerstag, 24. Mai 2018

ICH BRAUCHE EURE INSPIRATION!

Meine lieben Freunde, Blogleser, Menschen die durch Zufall das hier lesen....
Ich brauche eure Ideen, Vorschläge, Inspirationen!!!

Heute endet für mich der Jakobsweg in Finisterre, dem Ende der Welt. Ab morgen bin ich planlos :-)
Jetzt seid ihr gefragt: Habt ihr eine tolle Idee für mich? Kennt ihr einen schönen Ort? Habt ihr einen Schlafplätze für mich? Kennt ihr jemanden oder seid es selbst bei dem ich für Unterkunft und Verpflegung etwas arbeiten könnte? Braucht ihr jemanden der auf euer Haus aufpasst? Oder eine Urlaubsbegleitung? :-) Zeitlich und örtlich bin ich ziemlich flexibel. Schickt mir am einfachsten eure Ideen per WhatsApp, oder per Facebook. Ich bin gespannt und hoffe auf eure Ideen!

Mittwoch, 23. Mai 2018

18. Etappe: Vilaserio-Cee

Vilaserio-Cee
Kilometer: 19
Dauer: 5 Stunden 
Wetter: erst Nebel, dann Sonne bei 24 Grad 
Musik in meinem Kopf: Irischer Reisesegen
Beschwerden: immer noch müde Füße 
Begegnungen: 
Erkenntnis des Tages: Wandern hilft- deswegen gibt es in allen Kulturen und schon seit Jahrhunderten die Tradition auf Wanderschaft zu gehen. Egal ob aus religiösen oder spirituellen Gründen, um erwachsen oder reifer zu werden, um Lösungen oder Erkenntnisse zu erlangen.
Unterkunft: Private Herberge, Bett im 6-Bettzimmer







17. Etappe: Vilaserio-Olveiroa

Vilaserio- Olveiroa

Kilometer: 25.. man sollte bei der Mittagshitze nicht so so spät los gehen...
Dauer: 6 Stunden
Wetter: Sonne, heiß, 29 Grad, kaum Schatten.
Musik in meinem Kopf: So schmeckt der Sommer
Beschwerden: Zum Ende einfach müde Füße. Ob barfuß laufen mal eine Option ist?!?
Begegnungen: Definitiv DIE Begegnungen auf den gesamten Weg. Ein Mann aus Finnland, ca. 55. Er holte mich auf dem Weg ein, grüßte und wollte eigentlich weiter. Er fing dann doch zum Glück ein Gespräch mit mir an. Eigentlich war es eher ein Monolog. Seine Frau ist vor einigen Jahren an Krebs verstorben, er erzählte mir die ganze Geschichte. Von der Diagnose bis zu ihrem Tod 4 Jahre später. Wie sehr er sich gewünscht hat, dass sie nicht von ihm gehen würde. Wie seine drei Kinder die Nachricht, dass ihre Mutter sterben würde aufgenommen haben, wie er am Tag vor ihrem Tod spürte und sah, dass Gott da ist. Wie viel sich in seinem Leben verändert hat und wie glaube er heute ist. Das Leben ist gut und alles was ihm passiert und ihm gegeben wird ist gut. Ich lief fast 45 Minuten schweigend, später weinend und ergriffen neben ihm. Was für eine Begegnung.

Erkenntnis des Tages: Mittagshitze ist zu meiden!

Unterkunft: Private Herberge, Bett im 8-Bettzimmer





Dienstag, 22. Mai 2018

16. Etappe Negreira-Vilaserio

Negreira - Vilaserio
Kilometer: 18...
Dauer: 6 Stunden, mit viel Pause
Wetter: Sonne, heiß, 26 Grad
Musik in meinem Kopf:
Beschwerden: Keine, schon verrückt...
Begegnungen: Endlich... Esther! Die erste Person die ich treffe die auch keinen Rückflug hat!
Erkenntnis des Tages: Nimm die Umwege, mach Pausen. Gib Dir selbst die Zeit um zu denken und zu fühlen. Breath in, Breathe out, Ocean provides.
Unterkunft: Private Herberge, Bett im 16-Bettzimmer

In meinem Einzelzimmer habe ich wunderbar geschlafen. Ich war mir ja nicht sicher ob ich das überhaupt noch kann. Das erste Mal seit fast 3 Wochen alleine im Zimmer. Paradiesische Zustände :-)  Nach dem Frühstück wanderte ich entspannt im Nebel los und kam bald an eine Stelle vorbei wo wann einen Alternativen Weg zur Originalroute gehen konnte. Sie ist 600 Meter länger und schon weil alle anderen nicht auf die Alternative abbogen, tat ich es. Der Weg führte durch den Wald am Fluss entlang, ich war ganz alleine, die Vögel sangen und das Wasser plätscherte. Es war ein Traum. Immer wieder habe ich angehalten und genossen. Ich brauchte so für die ersten 5 Kilometer fast 2 Stunden. Der ursprüngliche Plan war mal 25 Kilometer an diesem Tag zu gehen. Der Plan wurde kurzerhand aufgegeben und ich habe mich treiben lassen. Nach ca. 10 Kilometern traf ich ein junges Mädel wieder die vorher an mir vorbei gerannt war. Sie saß ziemlich verzweifelt im Wald. Auf die Frage was los sei, sagte sie, sie suche den nächsten Supermarkt. Die Bauern auf dem Feld hätten aber gesagt, der sei noch 5 Kilometer entfernt. Sie habe nicht gefrühstückt und sei jetzt schon über zwei Stunden unterwegs. Ich habe ihr meine Birne und meine Kekse geschenkt und nachgesehen wie weit die nächste Futterquelle noch weg ist. Ich ließ sie glücklich zurück. Ich selbst machte dann Pause im nächsten Café wo wir uns dann irgendwann wieder trafen. Ich kümmerte mich dann auch noch um ihre Blasen (meine Desinfektionstücher und Blasenpflaster sind hier sehr gefragt, ich selbst habe beides noch nie gebraucht). Sie zog fröhlich weiter. Dann traf ich Esther. Vom sehen kannte ich sie schon, sie war am gleichen Tag in Santiago angekommen wie ich und wir waren uns kurz vor der Kathedrale begegnet. Wir fingen an zu quatschen und stellten schnell fest, dass es einige Gemeinsamkeiten gibt. Auch sie hat keinen Rückflug, auch sie sucht nach Ideen und Inspiration. So gut endlich jemanden zu treffen der auch keinen Plan hat. Bisher war ich damit gefühlt alleine... :-)
Und wieder: Du triffst die richtigen Menschen zur richtigen Zeit.
Weiter geht’s:-)



Sonntag, 20. Mai 2018

15. Etappe: Life goes on

Santiago de Compostela-Negreira

Kilometer: 25km... easy going...
Dauer: 7,5 Stunden, take your time...
Wetter: Sonne,12 Grad beim Aufbruch um 6:15, 27 Grad beim Etappenende
Musik in meinem Kopf: „Time to Wonder“, Fury in the slaughterhouse
Beschwerden: Körperliche keine...
Begegnungen: Me, myself and I
Erkenntnis des Tages: Lass die Tränen laufen wenn sie kommen, die Sonne wird sie trocknen.
Unterkunft: Private Herberge, Bett im 8-Bettzimmer gebucht, Einelzimmer inkl. Abendessen und Frühstück bekommen:-)


Ja, heute war also der Tag der Tränen. Schon gestern habe ich viel geweint nachdem sich Stefano verabschiedet hatte und damit die Realität mal so richtig bei Lisa, Joel und mir einschlug. Obwohl wir natürlich alle wussten, dass unsere gemeinsame Zeit ein Ende haben wird, war der Abschied kaum zu ertragen. Bei mir kommt zusätzlich eine Art Heimweh dazu: alle fliegen nach Hause zu ihren Familien und Freunden... ich weiß nicht wann ich meine Freunde und meine Familie Wiedersehen werde.... seltsames Gefühl. Also habe ich mich heute morgen um 6Uhr aus dem Bett gequält, habe Lisa und Joel noch einmal in den Arm genommen und habe mich weinend auf den Weg gemacht. Vorbei an der Kathedrale an der ich vor zwei Tagen so herzlich empfangen wurde, rein in den Wald. Zum Sonnenaufgang konnte ich auf Santiago zurück blicken. Die Trauer war weg, die Freudentränen übernahmen... so ging ich heute glücklich, weinend, singend meinen Weg weiter. Das neue Ziel ist das „Ende der Welt“, Finisterre. Ich bin so froh, dass es so viele Emotionen gibt und ich lasse den Tränen freien Lauf (auch wenn die vorbei ziehenden Pilger schon komisch gucken wenn man heulend mitten im Wald sitzt). Lächeln kann man auch mit nassen Wangen :-)

Es ist halt wie im echten Leben: Veränderungen sind nicht immer leicht aber sie gehören dazu und bringen einen weiter, halten Überraschungen bereit und machen das Leben spannend und schön.





Samstag, 19. Mai 2018

14. Etappe Padrón-Santiago de Compostela

Padrón-Santiago de Compostela

Kilometer: 26km... die letzten 8 waren hart...
Dauer: 6,5 Stunden, lange....
Wetter: Sonne, 24 Grad
Musik in meinem Kopf: „I can’t help“, Elvis Presley
Beschwerden: Müde...
Begegnungen: Heute morgen gingen alle getrennt los, nach ca. 10 Kilometern war ich müde alleine zu gehen. Und schon traf ich Matt aus Kanada der mich bis zur Kathedrale begleitet hat. Und an der Kathedrale wurde ich von Lisa, Diana, Stefano und Joel mit einem kalten Bier und Umarmungen empfangen. Unbeschreibliches Gefühl wenn Dich nach 250 Kilometern Menschen empfangen die Deine Freunde auf dem Weg geworden sind!!!!
Erkenntnis des Tages: Du triffst immer die richtigen Leute zur richtigen Zeit.
Unterkunft: Airbnb-Apartment mit Lisa, Stefano und Joel

Es war ein wunderbarer Weg von Porto nach Santiago. Es ist eine besondere Erfahrung jeden Tag wieder den gelben Pfeilen zu folgen ohne nachzudenken, irgendwo anzukommen wo es immer bekannte Gesichter gibt, immer weiter zu gehen und dann plötzlich am Ziel zu sein. Die Menschen die mir begegnet sind waren Geschenke. Hier in Santiago trennen sich unsere Wege und ich bin sehr traurig. Alle fliegen nach Hause, zurück zu ihren Freunden und ihrer Familie. Danke Lisa, Stefano und Joel. Danke für die Momente die wir geteilt haben, die guten Gespräche, die unvergesslichen Lacher, die stürmische Begrüßung am Ziel. Meinen Weg setze ich erstmal alleine fort. Aber es wird ein Wiedersehen geben. Für mich geht es morgen weiter nach Finisterre, zurück ans Meer.

Heute bin ich traurig aber auch das gehört dazu. So dankbar diesen Menschen begegnet zu sein. Keep on walking.




Donnerstag, 17. Mai 2018

13. Etappe Caldas de Reis- Padrón

Caldas de Reis-Padrón

Kilometer: 24
Dauer: 7 Stunden inkl. ungeplanter Pause am Kloster
Wetter: kalte 12 Grad am Morgen um 6:30uhr, mittags 26 Grad, Sonne, sehr windig
Musik in meinem Kopf: „I would Walk 500 Miles“, The proclaimers
Beschwerden: Keine :-)
Begegnungen: Unerwartet den netten Mann aus der ersten Herberge wiedergetroffen der mir damals ein kaltes Bier in die Hand gedrückt hat. Dass habe ich aber leider erst realisiert als er schon wieder weg war. Bis dahin habe ich mich gefragt warum er mit mir so spricht als würden wir uns schon ewig kennen. Mein Gehirn hat sich bereits abgeschaltet auf dem Weg.... :-)
Erkenntnis des Tages: Das Universum meint es gut mit mir.
Unterkunft: Pilgerherberge, 46-Bettzimmer


Ein guter Tag. Die Nacht habe ich geschlafen wie ein Baby... als einzige aus der Gruppe habe ich dank meines dicken schlafsackes nicht gefroren. Die anderen haben zum Teil nur dünne Sommer- oder Hüttenschlafsäcke dabei. Ich war anfangs schon etwas neidisch wegen des geringen Gewichts- jetzt bin ich seit Tagen froh nicht frieren zu müssen. Um 6:30Uhr sind wir ohne Frühstück aufgebrochen um nicht in der Mittagshitze laufen zu müssen. Bis auf den kalten Wind war es auch richtig schön schon zum Sonnenaufgang unterwegs zu sein. Frühstück gab es dann nach einer Stunde im Café. Im weiteren Verlaufes des Tages stellte ich irgendwann fest, dass mein Handy fehlte. Schon interessant, dass das zu keiner Panikattacke bei mir führte. Ich versteckte kurzerhand meinen Rucksack im Wald und drehte Gepäcklos um. Auf den ersten 10 Metern sprach ich zum Universum (ja, viele denken ich habe einen an der Klatsche aber das Universum hilft mir oft wenn ich es wirklich brauche): „So Universum, dann zeig mal was du so kannst und lass mich mein Handy wieder finden.“ Es dauerte keine 100 Meter bis mir eine Frau freudestrahlend mein Handy entgegen brachte. Merke: Tief Atmen, Wünsche ans Universum senden, vertrauen und Lächeln. Die Dinge und auch die Menschen werden zu Dir zurück kehren wenn es so sein soll. Heute sind wir in Padrón angekommen- morgen geht es die letzten 22 Kilometer nach Santiago. Ich freue mich drauf und ich bin sehr glücklich und dankbar.








Mittwoch, 16. Mai 2018

12. Etappe Pontevedra-Caldas de Reis

Pontevedra-Caldas de Reis

Kilometer: 25
Dauer: 6 Stunden
Wetter: 25 Grad, Sonnenschein aber sehr windig
Musik in meinem Kopf: „Just give me a reason“, Pink
Beschwerden: Müde...
Begegnungen: Ach... einfach wieder nette Menschen auf dem Weg.
Erkenntnis des Tages: Angebote die nicht angekommen werden, sollte man streichen.
Unterkunft: Pilgerherberge, 18-Bettzimmer


Ein richtig guter Tag. Gutes Frühstück, guter Walk, nette Menschen, Sonne und nur noch 43 Kilometer bis Santiago. Wir haben uns schon jetzt ein Apartment in Santiago gebucht.




Dienstag, 15. Mai 2018

11. Etappe Arcade-Pontevedra

Arcade-Pontevedra

Kilometer: 16, reicht auch...
Dauer: 4,5 Stunden
Wetter: 25 Grad, strahlender Sonnenschein
Musik in meinem Kopf: „These Boots are made for walking“, Nancy Sinatra
Beschwerden: Linker Oberschenkel, rechte pobacke... ich denke vom Sturz gestern
Begegnungen: Den ganzen Tag umgeben von Lisa, Stefano und Joel, Wiedersehen mit Herbert, Diana und dem netten Paar aus Belgien
Erkenntnis des Tages: Nicht jeden Tag fällt es leicht weiter zu gehen.
Unterkunft: ein ganzes Apartment für uns vier über Airbnb, Doppelzimmer mit Lisa

Heute fiel mir das Wandern schwer. Mein Körper wünscht sich eine Pause. Ich war froh, dass unsere Gruppe beschlossen hat heute nur 16 Kilometer zu gehen. Ich könnte einen Tag Pause machen- Zeit habe ich ja. Dann würde ich aber ohne meine drei Freunde weiter gehen und das ist es mir nicht wert. Also gehe ich mit und freue mich über diese unbeschreiblichen Tage zu viert. Heute haben wir uns ein Apartment gegönnt- was für ein Luxus mit Badvorlegern und richtigen Handtüchern. Joel und Stefano haben Pasta gekocht, morgen gibt es um 6 Uhr 3 gekochte Eier für jeden bevor es auf die knapp 30 Kilometer Etappe geht. Zeit ins Bett zu gehen. Jeden Meter den ich näher an Santiago heran komme, stellt mich vor die Frage was danach kommt... und im Moment habe ich noch keinen Plan und auch keine Lust zu denken... gute Nacht.



Montag, 14. Mai 2018

10. Etappe Mos-Arcade

Mos-Arcade

Kilometer: 18 mit herrlichem Gelächter dank Joels Hundebegegnung
Dauer: 6 Stunden
Wetter: 15 Grad mit Nieselregen
Musik in meinem Kopf: „Sunrise“ Norah Jones; „Take me Home, Country Road“, John Denver
Beschwerden: Etwas Rückenschmerzen... ich glaube vom Yoga gestern :-)
Begegnungen: Den ganzen Tag umgeben von Lisa, Stefano und Joel. Wunderbar!
Erkenntnis des Tages: Willst Du Kaffee im Bett? Besorg Dir welchen und bring gleich welchen für Deine Wegbegleiter mit.
Unterkunft: private Pilgerherberge, 26-Bettzimmer

Der Tag begann mit Kaffee im Bett- ich war schon länger wach und fröhlich und bin los gezogen um im Café zu fragen ob ich meinen Wanderfreunden den Kaffee ans Bett bringen darf. Durfte ich :-) Ein guter Start in den Tag. Heute sind wir fast den ganzen Weg zu viert gegangen, mal auf englisch quatschend, mal schweigend und eine ganze Zeit laut lachend. Ein bisschen vermisse ich aktuell die Sonne.






Sonntag, 13. Mai 2018

9. Etappe Tuí- Mos

Tuí-Mos

Kilometer: 24, auf die letzten 3 hätte ich verzichten können
Dauer: 6 Stunden
Wetter: kalte 15 Grad mit Regen.
Musik in meinem Kopf: Keine. Gespräche, Schweigen, Freuen.
Beschwerden: müde Füße
Begegnungen: Joel fiel mir direkt auf den ersten 100 Metern vor die Füße. Dank ihm gab es erstmal Frühstück bevor es los ging. Im ersten Café nach 8 Kilometern dann auch Lisa wieder eingesammelt und Stefano hat uns schon Mittags Betten in der Herberge freigehalten.
Erkenntnis des Tages: Vielleicht ist der Jakobsweg eine Miniatur des Lebensweges. Menschen kommen, begleiten Dich, verlassen Dich. Es gibt Etappenziele, es geht aber vor allem um den Weg, um die Menschen, um das Urvertrauen, um Dankbarkeit, ums Situationen händeln, innehalten, weiter gehen.
Unterkunft: Pilgerherberge, 16-Bettzimmer


Heute war es kalt und regnerisch. Meiner Laune kann das aber nichts anhaben. Ich freue mich über jeden Tag, jedes Lächeln, jedes gute Gespräch.






Samstag, 12. Mai 2018

8. Etappe Rubiâes-Tuí

Rubiâes- Tuí

Kilometer: 20 im Eilschritt
Dauer: 4,5 Stunden
Wetter: kalte 15 Grad mit Regenschauern immer mal wieder.
Musik in meinem Kopf: „Imagine“, John Lennon
Beschwerden: Beschwerden? Was soll das sein?!?
Begegnungen: Ich habe es einfach genossen, so viele vertraute Gesichter um mich zu haben. Lisa, Diana, Stefano, Jeyk, Dan, Will, Oeat, Niko, Dennis, Joel...
Erkenntnis des Tages: Bereits nach vier Tagen können Menschen Dir so wichtig geworden sein, dass du beim Abschied weinen musst.
Unterkunft: Pilgerherberge, 18-Bettzimmer

Heute habe ich die Grenze zu Spanien überschritten. Der Abschied von Portugal war irgendwie wehmütig. Ich hatte in diesem Land eine so wunderbare Zeit... da werde ich selbst jetzt wieder sentimental. In Portugal haben wir auch vier Wegbegleiter zurück gelassen. Will, Niko, Dan und Oeat sind mir in den letzten Tagen immer wieder auf dem Weg begegnet. Wir hatten tolle Gespräche, haben zusammen gelacht, gesungen, gegessen und Momente geteilt. Alle vier haben sich vor zwei Jahren auf dem französischen Jakobsweg kennengelernt und sind jetzt 10 Tage gemeinsam den portugiesischen jakobsweg gewandert. Heute sind sie zurück in ihre Heimat aufgebrochen. Ich musste tatsächlich etwas weinen bei der Verabschiedung- kaum zu glauben wie schnell Menschen einem wichtig werden können. Und trotz des Verlustes hatte ich wieder einen wunderbaren Tag und Abend. So glücklich.