10. März 2023:
Vor zwei Tagen bekam ich diese Nachricht: „Wie definierst Du Liebe? Was verbindest Du damit? Und was ist Liebe für dich ganz persönlich?“
Beim Lesen dachte ich, die Antwort ist ja nicht so schwer. Schließlich habe ich mich im letzten Jahr viel damit auseinandergesetzt und bin dazu gerade sehr verliebt.
Dann hat es in mir gearbeitet und nach ein paar Minuten war klar: es gibt doch keine so klare und schnelle Antwort.
Als ich heute die Küche meiner Gastfamilie entrümpelt, umgeräumt und geputzt habe, hörte ich nebenbei meine Spotify-Playlist.
Als „Hero“ von Enrique Inglesias läuft, muss ich schmunzeln. Was für ein schnulziger Song und was für ein tragisches Video.
Dieses Lied war in meinem Schulfreundeskreis „der Song“. Wir hörten ihn mit ca. 16 Jahren hoch und runter und träumten von der einen großen Liebe. Ich war mir sicher, dass es da draußen „den Mann“ für mich gibt. Gutaussehend, erfolgreich, beliebt, treu, humorvoll, intelligent, vorzeigbar bei Freunden und Familie, spannende Hobbys, viel Geld... und so viel mehr.
Er würde irgendwann in mein Leben knallen, wir würden heiraten (natürlich macht er einen romantischen Antrag), eine Familie gründen, ein Haus bauen, wären jeden Tag total glücklich, haben auch nach 20 Jahren noch phänomenalen Sex und es gibt rote Rosen zum Valentins- und zum Hochzeitstag. Mit ihm würde mein Leben endlich vollständig und perfekt sein und die meisten Probleme würden sich in Luft auflösen.
Und schon damals ahnte ich, dass das irgendwie unrealistisch ist und ich viele Menschen spannend finde...
Ungefähr 20 Jahre und etliche Beziehungen später, hat sich meine Perspektive auf Liebe verändert. In meiner Playlist läuft „Sie mögen sich“ von Shaban & Käptn Peng (Video) und ich denke: „Ja, dass entspricht mehr meiner heutigen Wahrnehmung von Liebe.“
Besonders im letzten Jahr hat sich mein Bild von „meiner perfekten Beziehungen“ und „Liebe“ stark gewandelt. Ich hab mich getraut, mich ehrlicher zu fragen, was meine wahren Wünsche und Bedürfnisse sind (abseits dem gesellschaftlichen Bild von Liebe und Beziehung).
13. Mai 2023:
Ich habe begonnen neugierig zu forschen, meine Grenzen zu erkunden, mich selbst zu spüren, Gefühle und Gedanken wahrzunehmen. Dabei bin ich in intensiven Kontakt mit vielen meiner (beschränkenden) Glaubenssätzen, Ängsten und moralischen Wertvorstellungen gekommen. Ich habe beispielsweise eine unglaublich große Angst vor dem plötzlichen Verlassenwerden oder bin tief von der moralischen Wertvorstellung geprägt, dass Frauen an "Wert" verlieren wenn sie mit vielen Menschen Sex haben.
Ich bin auf meiner Forschungsreise mit der Frage: "Wie will ich wirklich leben und lieben?"
Ich spüre, dass ich so Stück für Stück immer mehr zu dem Menschen werde, der ich tief in mir wirklich bin. Ich fühle mich authentischer, freier, klarer, sicherer und selbstbewusster.
Ich spüre, dass ich so Stück für Stück immer mehr zu dem Menschen werde, der ich tief in mir wirklich bin. Ich fühle mich authentischer, freier, klarer, sicherer und selbstbewusster.
Für meine Forschungsreise halte ich mich an vier Grundsätze:
1. ehrlich mit mir, meinen Gefühlen, Bedürfnissen und Grenzen sein
2. offen, ehrlich, klar und liebevoll mit den Menschen sein, mit denen ich im Kontakt bin oder die ich neu in mein Leben lasse
3. Verbindlich, verlässlich und verletzlich sein
4. Mutig sein und mich dem Leben vertrauend hingeben
Liebe erlebe ich nun eher universell und weniger exklusiv. Ich unterscheide nicht mehr grundsätzlich zwischen „Freundschaft“ und „Beziehung“ und auch nicht zwischen "Mann" und "Frau". Alles darf da sein, sich verändern, fließen.
Und ich schließe bei „Liebe“ keine Menschen mehr aus weil ich schon mit einem anderen Menschen in einer „Beziehung“ bin. (Nach dem Motto: "Tschuldigung, ich darf dich gar nicht toll finden oder in Dich verliebt sein, weil ich ja schon mit jemanden anderem in einer Beziehung bin.")
Und ich schließe bei „Liebe“ keine Menschen mehr aus weil ich schon mit einem anderen Menschen in einer „Beziehung“ bin. (Nach dem Motto: "Tschuldigung, ich darf dich gar nicht toll finden oder in Dich verliebt sein, weil ich ja schon mit jemanden anderem in einer Beziehung bin.")
Kein Ort der Welt ist für diese Reise so passend wie Berlin. Hier gibt es mutige, erfahrene und neugierige Menschen die Veranstaltungen und Räume schaffen, in denen ich mich sicher fühle und mich verletzlich zeigen kann.
So war ich Anfang Mai mit 40 wundervollen Menschen bei dem Playshop "Liebe frei und authentisch" von Christopher Gottwald. Wow... diese 5 intensiven Tage in Chorin haben viel in mir in Bewegung gebracht. Und ich habe noch mehr mit mir selbst Frieden schließen können. Ich werde Zeit brauchen um diese Erfahrungen und Erkenntnisse zu integrieren.
Eins ist klar:
Es ist die Liebe, die mich lebendig macht.
Ich bin auf dem Weg. Es gibt kein Ziel. Wie wunderbar.
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