Dienstag, 20. Oktober 2009

Die haerteste Woche meines Lebens

Still, alive!
Danke Johanna fuer den letzten Blogeintrag - mir war einfach wichtig, dass sich niemand Sorgen macht weil ich keine Blogeintraege oder E-mails schreibe.

Ich habe die haereste und schlimmste Woche meines Lebens hinter mir und ich weiss nicht so recht wo ich anfangen soll. Ich war auf einer Outbackfarm - 125 Kilometer von jeglicher Zivilisation (Supermarkt, Post, etc.) entfernt und habe dort 12-14 Stunden am Tag geschuftet. Eigentlich ist es auch eine Wwoofing-Gastfamilie... also sind maximal 6 Stunden Arbeit als Ausgleich fuer Unterkunft und Essen erlaubt. Wie soll ich erklaeren was diese Woche in der Mitte des Nichts abgelaufen ist?
Mein Tag began um 5:30Uhr mit Fruehstueck - Weisses Toastbrot mit Butter und Tee. Anschliessend ging es meistens raus auf die Weiden, Rinder (die Familie hat ca. 3500 Rinder) zusammentreiben und anschliessend im Gatter sortieren. Wir (neben mir noch 4 andere deutsche, die aber angestellt waren und Geld verdienten) standen viele Stunden in der australischen Sonne (immer bei 34-40 Grad), atmeten den roten Wuestenstaub ein und scheuchen die bekloppten Rinder in verschiedene Gatter. Manchmal liefen die Amok und rasten wild auf uns zu und deine einzige Rettung war der Sprung ueber den Zaun. Ich hatte noch nie so viel Schiss in meinem Leben. In der Mittagspause gab es erneut Toastbrot mit Butter - manchmal etwas Kaese. Anschliessend bis zum Sonnenuntergang weitergearbeitet um schliesslich das Abendessen (entweder Toast mit Butter - genial, oder????) oder 3-4 Tage alte Essensreste der Familie zu verzehren.
Obwohl ich schon einiges in meinem Leben erlebt habe, habe ich mich noch nie so mies und unmenschlich behandelt gefuehlt. Die Familie (neben den Eltern & Grosseltern noch 3 Kinder im Alter von 12, 8 und 3 Jahren) hatte die besten Mahlzeiten, die Kinder staendig Obst, Eis, Saft... waehrend man uns Toastbrot und Regenwasser vorsetzte. Es gab nie ein Danke fuer unsere Arbeit, nie ein Anzeichen von Menschlichkeit. Ich bin einige Abende mit Hunger in mein dreckiges Bett (es gibt keinen Bettbezug oder aehnliches - ich schlief auf einer nackten, versifften Schaumstoffmatratze) gegangen und wir alle (also die Arbeiter) haetten etliche Stunden am Tag vor Demuetigung und menschlicher Kaelte heulen koennen. Dazu kam es nur selten - die meiste Zeit haben wir versucht ueber die Situation lautstark zu lachen -lieber Bauchschmerzen vor Lachen als vor Hunger.
Die Familie selbst wohnt im groessten Chaos was ich je gesehen habe.

Mehr ueber die letzte Woche im naechsten Blogeintrag - auch Bilder. Ich nehme gleich den Bus von Cloncurry ueber Mt. Isa nach Alice Springs. 12 Stunden Fahrt die mir hoffentlich genug Zeit geben die letzte Woche mental zu verarbeiten. In Alice Springs muss ich mir dann eine neue Kamera kaufen - eine ganze Rinderherde ist ueber meine gelaufen.

Seid mir nicht boese, wenn ich etwas Zeit brauche um Mails, etc. zu beantworten. Da hat sich einiges angestaut und ich muss auch erstmal Ordnung in meinem Kopf machen.

Die letzten 25 Jahre meines Lebens haben mich zusammen nicht so hart gemacht wie diese eine Woche im Outback Australiens.
Over and Out.

Lust mit den Tierchen einen ganzen Tag in Hitze und Staub zu verbringen?

1 Kommentar:

  1. Hallo Karin, da bin ich aber froh, das du da heile wieder raus bist. Ich hoffe, das der Rest deiner Reise wieder angenehmer wird.
    Alles Gute und liebe Grüße von Stephan

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