Viele Menschen um mich herum sagen mir in den letzten Tagen wie mutig ich aus ihrer Sicht bin und wie gerne sie sich auch trauen würden so einen Schritt zu machen.
Mut wird bei Wikipedia definiert als: jemand der sich traut bzw. fähig ist etwas zu wagen beispielsweise sich in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheit verbundene Situation zu begeben.
"mit unsicherheit verbundene Situation"??? Ist nicht das ganze Leben eine mit Unsicherheiten verbundene Situation? (Leben ist Veränderung) Und müssen Unsicherheiten immer negativ sein? Gestern war unsicher ob meine liebe Freundin Wiebke über Nacht vorbei kommt - schwups: Um 20Uhr gabe es tolle Gespräche, ein Glas Sekt und Sushi. Ich liebe Unsicherheiten :-)
Ich selbst würde mich gar nicht als eine besonders mutige Person bezeichnen. Als ich 2008 meinen unbefristeten und gut bezahlten Job in einer Nacht-und-Nebel-Aktion kündigte und den Flug nach Neuseeland buchte, tat ich das nicht weil ich mutig war. Ich tat es weil ich unheimlich Angst hatte. Ich hatte mir damals die Frage gestellt, was ich in 5 Jahren über mein Leben im Rückblick sagen würde wenn ich so weiter machen würde wie bisher. Diese Vorstellung war so schrecklich, dass es für mich nur noch zwei Optionen gab: Entweder ich beende mein Leben oder ich ändere es radikal und zwar sofort. Da ich damals (wie heute auch) ein Angsthase bin und mich nie trauen würde meinem Leben ein Ende zu setzen, blieb mir keine andere Wahl als radikale Veränderungen herbei zu führen. Und so war das Buchen eines Flugtickets, die Kündigung meines Jobs und das Auflösen der besten WG auf der Welt ein Klacks im Vergleich zu einem Selbstmord.
Mut ist also relativ und sehr abhängig aus welcher Perspektive man das Ganze betrachtet. In der aktuellen Situation ist es auch ein Perspektivenwechsel der mir immer wieder Kraft und Zuversicht gibt. Wenn ich mir vorstelle was ich über die aktuelle Situation als Kind denken würde und welchen Rat mir dieses unbedarfte und sorglose Kind geben würde, dann wäre das wohl folgendes: "Hey super! Du kannst ans Meer fahren statt im Schwimmbad rumzuhängen? Du kannst neue Sachen ausprobieren? Gucken was Dir Spaß macht? Wunderbar - los geht´s! Nimm Schokolade und deinen Teddy mit :-)".
Und auch wenn ich mir vorstelle was ich als alte, erfahrene Frau im Rückblick über die aktuelle Situation denken würde gibt mir das Zuversicht. Die Oma-Karin würde mir ein Stück selbstgebackenen Kuchen rüberschieben, den Tee nochmal nachschenken und der 33-jährigen Karin sagen: "Wenn ich nochmal so jung wäre wie Du würde ich mich trauen und zwar mit Wucht, würde ich reisen und leben, lieben und genießen, viel mehr Zeit mit meinen Freunden verbringen und jeden Tag leben als wäre es mein letzter. Man weiß schliesslich nie wann es vorbei ist."
Ich finde beide Perspektiven sprechen für sich.
Aus meiner Perspektive sind die Menschen mutig, die jeden Tag wieder unglücklich aufstehen und sich zu irgendeiner Arbeit quälen die sie nicht mögen. Den gleichen Weg weiter zu gehen ist auch eine Entscheidung die wir jeden Tag (vielleicht unbewusst) treffen. Und das ist wirklich ziemlich mutig weil man ja schon weiß, dass es einen nicht glücklich macht. Wenn das mal keine gefahrenhaltige Situation ist.... (danke Wikipedia...) :-)
Braucht es also wirklich Mut um etwas zu verändern was einen glücklich oder glücklicher machen könnte? Oder braucht man eigentlich nur den richtigen Impuls?
Donnerstag, 8. Februar 2018
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