Sonntag, 9. April 2023

„Ich habe meine Frau gekocht“

Nach der Woche in der Toskana, in der ich einem nicht enden wollenden Strom negativer Worte ausgesetzt war, erlebe ich jetzt das Gegenteil.

Seit Freitag bin ich in Venedig. Wieder als Workaway und alles ist ganz anders. Ich hatte meinen Gastgeber Armando angeschrieben, ob er etwas Hilfe gebrauchen kann. Er antwortet gleich: „Du kannst gerne kommen. Allerdings spreche ich kein Englisch oder Deutsch. Es wird schwierig mit der Kommunikation. Aber lass es uns versuchen.“

Ich hab kurz überlegt, ob mir das nicht zu anstrengend ist. Dann war ich mir sicher: „Mut wird immer belohnt und in ein Hostel kannst du spontan noch immer gehen.“

Also hat mich Armando vom Bahnhof abholt, ich bin ohne viele Worte in sein Auto gestiegen und wir sind zu ihm nach Hause gefahren. Wir sind uns auf Anhieb sympathisch aber es fehlen die Worte. 

Zum Glück gibt es mittlerweile so praktische Dinge wie Google-Übersetzer und so dauert es nicht lange, bis wir bei Kaffee und einer Oster-Colomba (typisches Ostergebäck in Taubenform) uns in einem wilden Mix aus italienisch, englisch und deutsch unterhalten.



Er tippt in sein Handy: „Ich brauche keine Hilfe. Sei einfach mein Gast, fühl Dich wie Zuhause.“

Ich bin dankbar und beglückt.

Und wir haben gleich viel zu lachen. Über lustige Übersetzungen („Ich habe meine Frau gekocht“) und  erlebte Geschichten. Armando produziert Prosecco in seiner Freizeit und hat früher viel in Restaurants gearbeitet. Es dauert also nicht lange, bis er mir Aperitif und Antipasto reicht.

Ach… was für ein Glück. Was für gute Gespräche, wie viel Spaß und was für ein Luxusleben.

Wir drehen noch eine kleine Runde durch den Stadtteil Mestre (auf dem Festland von Venedig). Er zeigt mir die Bushaltestelle, kauft mir Tickets für den nächsten Tag und wir kaufen für das Abendessen ein.

Wir kochen gemeinsam, quatschen und trinken Prosecco. Auch er ist schon viel gereist und hat alle möglichen Jobs gemacht. Jetzt ist er in Rente und sucht einen Ort an dem er langfristig leben möchte. 

Irgendwann ist es spät geworden und ich falle müde in mein Bett im größten Zimmer der Wohnung. 

Was für Überraschungen das Leben so bereit hält.


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