Sonntag, 26. März 2023

Auf Umwegen

Uff… körperlich ziemlich ko. 
Mal schauen ob mein Kopf noch in der Lage ist einen Blogeintrag zu schreiben.

Seit gestern habe ich „Besuch“. Meine Freundin Moni ist aus München nach Italien gereist um mit mir eine knappe Woche den Fernwanderweg der CinqueTerre zu bezwingen. Große Freude bei ihrer Ankunft am Bahnhof von Sestri Levante. Wir suchen uns ein bodenständiges Restaurant, haben gute Gespräche und viele Lacher und gehen früh ins Bett.

Um 7Uhr klingelt der Wecker. Nach einem Frühstück machen wir los auf die erste Etappe. Geplant sind 15km, 840 Höhenmeter und ca. 6:30 Wegzeit. Moni sagt auf den ersten Metern: 
„Wie gut, dass das Leben uns zusammengeführt hat! Du bist eine echte Inspiration in Sachen Lebensfreude. Meine sonstigen Freunde sprechen am liebsten von der Rente in ein paar Jahren. Dabei ist das Leben doch jetzt! Was für eine Freude, dass wir diese Tour zusammen machen.“
Ja, wie wahr. Was für ein Glück, dass wir uns vor einigen Jahren in einem Yogaurlaub in Portugal kennengelernt haben und Freundinnen geworden sind. Trotz der 600 Kilometer zwischen München und Berlin und unserem Altersunterschied von 18 Jahren. 

Wir erklimmen den ersten Berg, genießen die Aussicht und haben gute Gespräche. Nach zwei Stunden erreichen wir einen kleinen Ort und nehmen für einen Cappuccino einen kurzen Umweg in Kauf. 
Moni lacht und sagt: „Mein Mann schreibt: Hab einen schönen Tag mit der verrückten Karin.“ 
Ich weiß gar nicht, was an mir so verrückt sein soll… 
Moni klärt mich auf: „Deine Leichtigkeit und Lebendigkeit ist schon verrückt und mit Dir kann ich auch meine Leichtigkeit leben.“ Ich freue mich und springe fast einen Mann um als ich von der Toilette komme. 
Gut gestärkt setzen wir unseren Weg fort. 



Irgendwann nehmen wir eine Abzweigung, die sich später als „falsch“ herausstellen wird. Wir erklimmen den Colle de Lago und feixen: „Der normale Weg wäre uns ja auch zu einfach gewesen.“ 
Wir machen Brotzeit und ich staune, was Moni alles aus ihrem Rucksack hervorzaubert (und aus München mit hergebracht hat). Brot, ein Stück Käse, gekochte Eier, eine ganze Salami, Apfel… In Sachen Essen ist Moni echt eine Bank.
Nach dem steilen Aufstieg und in dieser Umgebung schmecken die Dinge vorzüglich.

Wir sind gerade fertig mit essen als er zu regnen beginnt. Wir packen zusammen, ziehen unsere Regenkleidung an und laufen weiter.
Es geht erschreckend viel bergauf (zwischendurch auch immer wieder viel runter) und der Regen wird immer stärker. Ich bin schon ziemlich erschöpft und hoffe nach jeder Kurve einen Hinweis auf das Ende dieser Tagesetappe zu entdecken. Stattdessen geht es gefühlt nach jeder Biegung weiter bergauf. Der Regen durchdringt langsam meine Jacke und mein Schweiß bringt zusätzliche Feuchtigkeit. Irgendwann bin ich nass von innen und außen.

Als es zum x-ten Mal steil bergauf geht, beschleicht uns das Gefühl wieder falsch abgebogen zu sein. Wir sind mitten in den Regenwolken und können keine 10 Meter weit schauen. Wir studieren die Karte und wollen gerade umdrehen als ich zur Sicherheit nochmal Komoot nach Rat frage. Komoot sagt, dass wir den Gipfel in 200 Metern erreicht haben und es dann noch ca. 2,5 Kilometer bis zum Ziel sind.
Ich schleppe mich mit letzter Energie auf den Berg und bin unendlich erleichtert und glücklich als wir unser Hotel nach 23 (statt den geplanten 15km) erreichen.
„Wir haben echt keinen Berg der Gegend ausgelassen. Ich bin total fertig“, sage ich lachend zu Moni. 
„Ja, warum leicht wenn man auch Herausforderungen haben kann?“, antwortet sie grinsend. Mein Fleece kann ich vor Nässe auswringen. Ich nutze den Luxus des Hotelpools um ein paar Bahnen zu schwimmen, bevor ich mich dusche und für ein Nickerchen ins Bett packe. Abends hört es auf zu regnen und wir beenden einen schönen Tag voller Umwege bei Bier und Pizza.



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