Montag, 20. März 2023

Eine Nacht…

… in Barcelona.

In Barcelona war ich eigentlich nur aus reisetechnischen Gründen. Durch die Streiks in Frankreich war es mir zu heikel, meine Reise und damit ggf. Schnellzugreservierungen von Carcassonne direkt bis Valencia zu planen.
So bin ich am Samstag Nachmittag in Barcelona angekommen, quer durch die Stadt zum Hostel gelaufen, hab meinen Rucksack im 8-Bettzimmer (7 Typen und ich) deponiert und mich gleich wieder Richtung Universität aufgemacht. Meine Schwester hatte den Kontakt zu einem Bekannten von ihr hergestellt und ich war eingeladen an einem Meetup zum Thema „Meditation im Gespräch“ von ihm teilzunehmen. Im Vorfeld erzählt mir mein Kopf, dass ich da auf gar keinen Fall hingehen kann. Mein Englisch sei viel zu schlecht. 
Ich nehme diese Angst und die dazugehörige Ausrede wahr und erinnere mich, dass ich mit dem „nicht genügen“ fertig bin. 
„Lieber Kopf, ich bin mehr als meine Englischkenntnisse und ich werde teilnehmen!“

Wir sind zu sechst und ich fühle mich sofort wohl und entspannt. Und natürlich treffe ich in dieser Runde  einen Menschen aus Bielefeld. Die Welt ist wirklich klein. 
In verschiedenen Übungen spüren wir in uns hinein und teilen unsere Wahrnehmung mit, während wir Blickkontakt mit einem Menschen haben. Genau meine Übung. Ich schaue, spüre und teile unter anderem mein Bedürfnis mit, die Hand des Menschen halten zu dürfen. Intensiver Blickkontakt und eine kalte Hand in meiner. Wieder passiert etwas, was ich bereits ein paar Mal erleben durfte. Der Mensch beginnt zu weinen. Ich spüre Verbundenheit und tiefe Stille.

Ich erlebe weitere ergreifende und verbindende Momente mit allen fünf Menschen. Am Ende fühle ich mich so sicher, dass ich Umarmungen anbiete. Ich erkläre dem Menschen worum es mir dabei geht und wir gehen in eine Umarmung. Es dauert einige Minuten bis ich anfange mental loszulassen und mich tief zu entspannen. Nichts tun müssen, nur mich und die andere Person spüren. Nach ca. 5 Minuten lösen wir uns aus der Umarmung und sind beide glücklich. „Das war krass“, sagt die andere Person. So hat er noch nie umarmt. Wir ziehen zu fünft los und essen gemeinsam zu Abend. 

Ich habe gute Gespräche über Dating, Körperkontakt, Tantra und Beziehungsmodelle und denke: „Wie gut, dass ich nicht auf meinen Kopf gehört habe und mutig zum Meetup gegangen bin. Mut wird immer belohnt.“
Zu Dritt ziehen wir weiter. Uns treibt die Lust am Tanzen. Auf einer Tanzfläche, schließe die Augen, spüre meine Lebendigkeit und den Beat und bin glücklich. 

Irgendwann werde ich müde und sehe, dass ich 57 Minuten bis zum Hostel zu laufen habe. Ich mache mich auf den Weg und werde von Shaun mit den Worten: „Wir sind mit unserem Gespräch noch nicht fertig und ich habe so viele Fragen.“ begleitet. Ich erzähle von meinem Leben, der Liebe und welche Veränderung Polyamorie in mein Leben gebracht hat. So geht die Zeit schneller vorbei als erwartet, wir verabschieden uns mit der Gewissheit, dass wir uns in Bielefeld wiedersehen und ich kletter müde in mein Bett im Hostel. Es riecht schrecklich nach pubertierenden Jungs (Schweiß und Käsefüße). Egal. Ich bin müde und hatte einen großartigen Abend. Augen zu, Ohropax rein und schlafen.

Am nächsten Morgen frühstücke ich im Hostel. Kaum habe ich mich hingesetzt, spricht mich ein Typ an. Er ist Niederländer und mit dem Fahrrad durch Europa unterwegs. Mit ihm ist es sofort leicht. Wir quatschen übers Reisen, das Leben, zukünftige Arbeitsideen und haben viel zu lachen. Als er sich verabschiedet, frage ich ob er eine Umarmung haben mag. Mag er. Wir umarmen uns und ich freue mich sehr über diese unerwartete Begegnung. 
Ich checke aus und will noch etwas sightseeing machen, bevor ich Barcelona verlasse. Ich fahre mit der Metro zur Sagrada Familia und finde mich im Barcelona Marathon wieder. Ich bleibe neben einer Trommelgruppe stehen, beobachte die Marathonteilnehmenden, tanze mit Rucksack und genieße die Stimmung. 



Irgendwann wird es Zeit aufzubrechen. Ich steige in den Bummelzug nach Valencia und bin überwältigt und dankbar für die unglaublich gute Zeit in Barcelona. 

Glücksmensch 😌

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