Ich bin also zurück in Frankreich, habe zwei Nächte im verschlafenen Sète verbracht und mich etwas von meinem Leben mit Freunden und Alkohol erholt.
Heute bin ich dann wieder in den Zug gestiegen. Das Ziel: Nizza. Die geplante Route sah sechs Stunden Reisezeit mit 1x Umsteigen vor.
Ich bin pünktlich um 7 Uhr am Bahnhof und stelle fest, dass mein Zug ausfällt.Der erste Zug Richtung Avignon geht in einer Stunde. Ich verbringe die Zeit mit Lesen und Tagebuch schreiben. Nach 1,5 Stunden Fahrtzeit komme ich in Avignon an. Wieder ist mein Anschlusszug gestrichen und ich habe ungeplant zwei Stunden Aufenthalt. Ich laufe durch die Stadt der Päpste und telefoniere kurz mit meiner Schwester. Sie sagt: „Ah, Avignon! Da war ich auch schon mal. Kennste das Lied? Sur le Pont d‘Avignon...“ Wir lachen, legen auf und ich hab den ganzen Tag einen Ohrwurm.
Ich besichtige die besungene Brücke, gönne mir ein richtiges Mittagessen (in der Vorahnung, dass ich noch viel Zeit heute im Zug verbringen werde) und steige in den Zug nach Marseille.
In Marseille fährt in 5 Minuten ein Schnellzug direkt nach Nizza. Bevor ich eine Reservierung am Automaten kaufen kann, ist der Zug weg. In Frankreich kommt man oft nicht mal auf den Bahnsteig ohne die passende Fahrkarte bzw. Sitzplatzreservierung. Ich bin etwas genervt und kaufe mir statt einer Reservierung eine Tafel Schokolade.
Mit dem nächsten Regionalzug geht es dann weiter nach Toulon. Unterwegs versuche ich die Streikfahrpläne zu checken. Ab Toulon soll ein TGV direkt nach Nizza fahren. Ich hab 8 Minuten um mir eine Reservierung am Automaten zu kaufen und den richtigen Bahnsteig zu finden. Klingt nach einer Herausforderung - ist es auch.
Einfahrt in Toulon. Ich renne los, suche einen Automaten, kaufe die Reservierung und renne zum Bahnsteig. Durch die Zugangskontrolle, rein in die erste Zugtür, die sich hinter mir schließt. Geschafft. Der Zug setzt sich Sekunden später in Bewegung.
Hätte ich diesen Zug nicht bekommen, müsste ich zwei Stunden in Toulon warten und hätte 20€ der (gerade etwas nervenden) SCNF geschenkt.
Und hätte ich gewusst, dass ich während meines Interrail-Trips so viel rennen würde, hätte ich Lauf- statt Wanderschuhe mitgenommen.
Nizza: meine Erschöpfung und Genervtheit (nach 10 Stunden Reisezeit und 3x Umsteigen) ist sofort verflogen.
Ich bin von der ersten Minute schockverliebt in diese Stadt. Die Luft, die Häuser, der Vibe. Einchecken in eine Jugendherberge, in der etliche Jugendliche auf Klassenfahrt sind (wird bestimmt eine kurze Nacht) und ab ans Meer. Ich erklimme die ehemalige Festung und genieße den Ausblick über Stadt und Meer. Wunderbar.
Ich hätte früher hier her kommen sollen…
Morgen geht’s dann nach Italien. Ich bin in Vorfreude 😊
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