Ich lebe in einer unendlichen Fülle.
Die meiste Zeit meines bisherigen Lebens habe ich jedoch mit dem Gefühl von Mangel gelebt.
Ich müsste eigentlich schöner/schlanker/sportlicher/erfolgreicher/reicher/wichtiger/netter/schlauer/politischer/sinnlicher/ausgeglichener/perfekter/lustiger/belesener/geduldiger/liebreizender/geschickter/sexyier/entspannter/brillianter/witziger/vergebender/spontaner/mutiger/verständnisvoller und noch so viel anderes mehr sein...
Ich genüge nicht.
Dieser Glaubenssatz kostet mich so viel Energie.
In der Grundschule habe ich die zweite Klasse wiederholt. Ich war mit knapp 6 Jahren nicht bereit für die Schule, wollte aber unbedingt "groß sein" und eingeschult werden. Dann bin ich im System gescheitert.
Eine Klasse zurückzugehen und mit dem Stigma "Die hat es nicht geschafft" neue Freunde zu finden, hat mich und mein Selbstvertrauen tief erschüttert.
Seitdem lebe ich in der ständigen Angst wieder zu versagen, mich und andere zu enttäuschen.
Meine Überlebensstrategie: Leistung. Mich anstrengen, die Zähne zusammenbeißen, mich durchboxen, aushalten, keine Fehler machen, stark sein, keine Angst zeigen, funktionieren.
Überall lauert die Gefahr des Scheiterns. Ich bin immer auf der Hut.
Ich habe mich durch ein Studium gepeitscht, bei denen ich so oft weinend aus der Uni nach Hause gegangen bin. Die Angst zu versagen saß mir 3 Jahre täglich im Nacken.
Im Sport habe ich meinen Körper häufig über Belastungs- und Schmerzgrenzen getrieben, mit harten Worten mich selbst niedergemacht und mir immer noch höhere Ziele auferlegt.
Als Abiturnote kam für mich nur eine 1 vor dem Komma infrage. Schlaflose Nächte, ständiges Notenpunkte zusammenrechnen, Versagens- und Existenzangst.
Selbst in Liebesbeziehungen und Freundschaften war ich getrieben von Angst. Wollen die Menschen wirklich mit mir sein? Verlassen sie mich, wenn ich nicht alles richtig mache? Genüge ich?
Ich darf nur existieren, wenn ich mich anstrenge.
Ich bin damit fertig. Jetzt.
Seit ein paar Monaten spüre, erlebe und erfahre ich so viel Fülle in meinem Leben. Fülle, für die ich mich nicht anstrengen muss, in der ich einfach sein darf. Ich habe aufgehört meinen Körper und mich beim Sport zu quälen und zu bestrafen, ich entspanne mich in Freundschaften und Beziehungen, Liebe begegnet mir überall, ich gönne mir Erholung und sorge für mich und meine Bedürfnisse, ich beschränke mich nicht mehr selbst. Ich bin nur für mich verantwortlich und nicht für die Gefühle oder Gedanken anderer. Ich bin genug. Ich bin einzigartig. Ich bin die beste Version von mir selbst wenn ich entspannt, begeistert und verliebt in das Leben bin.
Es ist an der Zeit, mein ganzes Potenzial zu entfalten.
Jetzt und jeden Tag. Bis zum Ende.