Donnerstag, 27. April 2023

Münchenliebe

Servus aus München.

Seit Sonntagabend bin ich an einem meiner Lieblingsorte: In München in dem Haus meiner Freundin Moni. 


Moni und ihr Mann Volker sind diese Woche in Paris und ich habe den Luxus ein ganzes Haus inkl. Kuschelkatze für mich alleine zu haben. Perfekte Rahmenbedingungen um nach knapp zwei Monaten Reisen etwas zur Ruhe zu kommen bevor es nächste Woche (nach einem kurzen Zwischenstopp in Würzburg) zurück nach Berlin geht. 

Da das Wetter nicht der Knaller ist, erlaube ich mir viel abzuhängen. Lesen, Tagebuch schreiben, durch das Haus tanzen, die Katze kraulen, baden, kochen und Kaffee trinken mit Blick in den Garten. 


Gestern habe ich mir Monis Fahrrad geschnappt und bin an meine Lieblingsorte gefahren: Eisbachwelle, Englischer Garten, Haidhausen, Schwabingen… München ist definitiv einer meiner Wohlfühlorte.

Abends treffe ich meine Freundin Cordula. Nach einem ausgezeichneten Essen beim Griechen, ziehen wir weiter in eine Kneipe. Nach einigen Getränken und guten Gesprächen radel ich singend gegen Mitternacht durch die stille Stadt nach Hause. 


Nach zwei Monaten unterwegs fühlt es sich richtig an, langsam zurück nach Berlin zu kommen. Letzte Woche bekam ich schon diese lustige Nachricht:


Also bevor ich ersetzt werde, komme ich doch lieber zurück, putze dann ein paar Kinderzähne als „Zahnputzroboter“, sitze beim Wein und guten Gesprächen mit Betti und Martin auf der Terrasse und trinke morgens meinen Kaffee auf dem Schlafsofa umringt von einer ganzen Familie. Ich bin in Vorfreude auf diese Momente.

Meine Reisen sind für mich nur möglich, weil ich eine gute Basis habe. „Zuhause“ sind für mich die wundervollen Menschen, mit denen ich mich sehr verbunden und sicher fühle und die „Heimat“ für mich ausmachen. 

Wenn es sie nicht gäbe, wäre ich auf meinen Reisen „Heimatsuchende“ und nicht „Reisende“. 

Und auch wenn ich unterwegs viele neue und tolle Menschen kennenlerne (und davon auch einige zu Freunden werden), so sind es doch die „altbewährten“ Freunde, die ich vermisse und die mich immer wieder zurückkehren lassen. Dafür bin ich unendlich dankbar. 😌

„Zuhause ist kein Ort. Es ist ein Gefühl.“

5 Tage bis Berlin - ich bin in Vorfreude 😍

Sonntag, 23. April 2023

Vertraute Gesichter in Wien

Ich bin im schönen Wien und besuche Lisa. Lisa habe ich 2018 (wie auch Ladi) auf dem Jakobsweg kennengelernt und noch im gleichen Jahr in Wien besucht. Damals hat sie noch im Wohnheim des Krankenhauses gewohnt. Jetzt ist sie frisch von einem Jahr Weltreise zurück und hat noch nicht wieder zu arbeiten begonnen. Unser Timing für ein Wiedersehen ist also perfekt. Und die Freude über das spontane Treffen groß.

Wir sitzen mit weiteren Freundinnen von ihr in der Sonne im Park, quatschen, spielen Wizzard und gönnen uns ein Eis. Was für ein Luxus mal wieder so alltägliche Dinge vor der schönen Kulisse Wiens tun zu können.


Wir fahren zu Lisas Freundin Conny nach Hause, trinken Aperol, kochen ein leckeres Linsendal, spielen „Azul“ und „6 nimmt“. Ich bin glücklich und dankbar.

Ich schaue irgendwann auf mein Handy und lese eine Nachricht von meiner Berliner Freundin Kathi: „Du bist in Wien? Verrückt! Ich auch! Ich laufe morgen früh den Halbmarathon. Vielleicht sehen wir uns ja an der Strecke.“ 

Ich muss lachen… manchmal haben so WhatsApp-Statusmeldungen wohl doch was Gutes. Und natürlich bin ich am nächsten Tag an der Strecke! 

Nach einer erholsamen Nacht auf dem Sofa, schnappe ich meinen Rucksack, verabschiede mich von Lisa und Conny und mache mich auf den Weg ins Zentrum. 

Ich stehe bei Kilometer 14 und warte auf Kathi und ihre Schwester Susi. Ich freue mich einen Keks als ich die beiden im Läufergetümmel entdecke. Kathi scheint nicht glücklich … (der Grund ist hoffentlich eher ihr Wohlbefinden als meine Anwesenheit). Ich rufe beiden etwas Motivation hinterher, renne zur U-Bahn und fahre zu Kilometer 18. Auch dort entdecke ich beide und 3 Kilometer vorm Ziel ist Kathi etwas fröhlicher. 

Ich trinke einen Kaffee in der Sonne und lasse die Marathonatmosphäre noch etwas auf mich wirken bevor ich mich auf den Weg Richtung Ziel mache. 

Kathi umarmt mich mit den Worten: „OMG, du warst echt mein Anker in diesem Rennen. Mir ging es überhaupt nicht gut. Da war es so gut dich zu sehen!“

Ja, Leute ins Ziel schreien kann ich und auch für Kathi ist diese Situation von mir angeschrien zu werden nix Neues (Kathi ist eine meiner ehemaligen Schwimmerinnen ;-)). 


Wie gut in Wien gleich einige vertraute Gesichter zu sehen und wieder bestätigt sich die Erkenntnis meiner Reise:

„Ohne Menschen sind selbst die schönsten Städte nur alte Steine.“  

Freitag, 21. April 2023

Mit DJ Bobo durch Budapest

Budapest steht schon länger auf meiner To-Do-Liste. Nun bin ich endlich hier. 
Die Stadt gefällt mir gut (nur zu viele Autos für meinen Geschmack). 

Ladi ist mit mir vom Balaton nach Budapest gekommen und wir erkunden nun gemeinsam die Stadt. Da Ungarisch seine Muttersprache ist, habe ich den Luxus eines privaten Übersetzers. 

Ladi läuft noch leidenschaftlicher zu Fuß als ich. So haben wir gleich am ersten Sightseeingtag über 20 km gemacht und waren abends ziemlich ko. Ich genieße es sehr wieder mit einem Menschen mehr als den Reisesmalltalk zu reden, im Restaurant nicht alleine zu essen und unglaublich viel zu lachen.

Das einzige was echt anstrengend ist, ist Ladis Musikgeschmack. ;-) So höre ich unfreiwillig DJ Bobo (weil er seit Tagen einen Ohrwurm davon hat).
Naja, Nobody is perfect. 

Ich hab’s gut. 

Mittwoch, 19. April 2023

Wiedersehen nach 5 Jahren

Es lohnt sich Telefonnummern aufzuheben und sich zu trauen auch nach langer Funkstille wieder mit Menschen in Kontakt zu treten. 
So habe ich vor ein paar Tagen meinen Freund Ladi angeschrieben, gefragt wo er gerade steckt und ob er Lust auf ein Wiedersehen hat. 
Ladi habe ich 2018 auf dem Jakobsweg kennengelernt und ihn anschließend in Fuschl besucht. Nach seinem Gegenbesuch in Berlin ist unser Kontakt etwas eingeschlafen. Nun war es also Zeit für ein Wiedersehen.

Gestern morgen schrieb er dann (etwas unerwartet): „ich kann dich heute am Balaton besuchen. Ich bin schon auf dem Weg von der Slowakei nach Budapest.“ Oh wow! Spontane Aktionen sind bekanntlich die besten und so stand er zwei Stunden später freudestrahlend vor mir. Was für eine Freude auf beiden Seiten. 


Wir gehen Mittagessen, erwandern die Halbinsel Tihany, haben viel zu lachen und natürlich zu quatschen. 


Auf dem Rückweg erwischt uns ein Regenschauer. Klitschnass kaufen wir noch ein paar Sachen für das Abendessen und wärmen uns in der Hotelsauna wieder auf. Bei Brot, Käse und Wein lassen wir den Abend ausklingen und beschließen am nächsten Tag gemeinsam weiter nach Budapest zu reisen. 

So dankbar für die wunderbaren Menschen in meinem Leben. 😌

Montag, 17. April 2023

Geschenke

4-Sterne-Hotels sind normalerweise nicht die Orte an denen ich unterkomme. In Ljubljana habe ich diesen Luxus mal genossen. 
Wie es dazu kam? 

Mein Freund Alexander sagte vor ein paar Tagen am Telefon: „Vielleicht legst Du mal einen Wellnesstag in einem schicken Hotel ein und entspannst dort im Spa!“
„Ja, nette Idee. Und: So viel Geld für eine Übernachtung ausgeben, passt so gar nicht zu meinem Reisemodus“, erwidere ich. 
„Ich lade dich ein! Such dir was nettes aus und ich buche es für dich“, antwortet er. 
Äh… das fühlt sich seltsam an. Sofort sagt mein Kopf: Kommt gar nicht in Frage!

Ich brauche zwei Tage um über das Angebot nachzudenken und zu reflektieren, warum mein Kopf sofort NEIN zu solchen Einladungen/Geschenken sagt. Da geht es viel um Selbstständigkeit, Unabhängigkeit, Bedürftigkeit und die Frage, ob ich nach solchen Geschenken jemanden etwas „schulde“. Ich schreibe einige Seiten Tagebuch dazu, spüre viel nach. Dann traue ich mich “Ja“ zu sagen. 

Ja, ich darf Einladungen und Geschenke annehmen. Sie stellen meine Unabhängigkeit nicht in Frage und sie brauchen keine Gegenleistung. Das Annehmen ist auch kein Zeichen von Bedürftigkeit oder „Armut“. 

Uff… vielleicht bin ich jetzt wieder einen Schritt in meiner persönlichen Entwicklung weiter. Wäre ja gut, wenn mir das Annehmen ab sofort leichter fallen würde.

So war ich also in Ljubljana im 4-Sterne-Hotel. Hab einen Abend im Spa verbracht, mir eine Massage gegönnt (aua, wie fest mein Nacken ist), hab wie ein Stein geschlafen und über eine Stunde das unfassbare Frühstücksbüffet versucht leer zu essen.

Danke, lieber Alexander. Für die Einladung und die Möglichkeit, wieder etwas über mich zu lernen und ein Stückchen daran zu wachsen. 😌♥️




I feel sLOVEnia

Der Werbeslogan von Slowenien drückt es gut aus: Ich liebe Slowenien. Im Herbst 2021 war ich zum ersten Mal hier, habe die Region um Bled und das Soča-Tal erkundet und hatte eine tolle Stadtführung inkl Weintasting in Ljubljana. Jetzt bin ich zurück und habe die Küste kennengelernt und erneut die wunderbare Stadt Ljubljana besucht. In dieser Stadt könnte ich mir auch vorstellen zu leben. Das ganze Zentrum ist autofrei, es gibt viel Leben auf der Straße und die Menschen sind offen und freundlich. Ich steige aus dem Zug und hab gleich ein Lächeln im Gesicht. 


Ab heute mache ich offiziell „Urlaub“… also kein Workaway mehr und nicht ganz so knauserig mit Geld sein. Ich checke im Hostel ein, lasse mich durch die Stadt treiben und gönne mir Kaffee und Kuchen. Abends wird es dringend Zeit für eine Waschaktion. Wenn man keine saubere Unterhose mehr hat und alles einfach stinkt, muss alles in die Waschmaschine. Im Waschsalon sitze ich wie gewohnt in kurzer Hose und Daunenjacke. Alles andere dreht fröhliche Runden.

Über meine anschließende Nacht im 8-Bettzimmer habe ich ja schon im vorigen Blogeintrag berichtet...

Am nächsten Morgen schleppe ich mich also müde zum Bahnhof und genieße die Ruhe eines eigenen Abteils. Diese alten Waggons sind einfach die besten. Man kann die Sitze zusammenschieben, das Fenster öffnen und hat es bequem und viel Platz. 



An der Grenze zu Kroatien wird die Lok getauscht. Wäre mein Vater jetzt hier, würde er mir einen Vortrag zu unterschiedlichen Spurbreiten und Netzspannungen zwischen den einzelnen Ländern halten. 

In Rijeka empfängt mich Regen. Irgendwie bin ich müde (körperlich und mental). Ich gönne mir (nach den Erlebnissen der letzten Nacht) ein Einzelzimmer und es beginnt draußen zu gewittern. Nach einem Schläfchen mit meiner Wärmflasche ist es draußen etwas trockener.  Ich besichtige die Stadt und hab ein gutes Abendessen.

Rijeka und ich werden keine Freunde… es liegt bestimmt mehr an meiner Erschöpfung und dem Regen als an der Stadt selbst. Ich beschließe Zagreb von meiner Reise-Liste zu streichen und am nächsten Tag zurück nach Ljubljana zu fahren. Wozu habe ich schließlich ein Ticket für ganz Europa? Und Slowenien finde ich super! 

Samstag, 15. April 2023

Nachts um 3 im 8-Bettzimmer

Hauptgewinn: Ein Schnarchbär klaut mir heute Nacht den Schlaf. Vor diesen Menschen ist man in keinem Mehrbettzimmer der Welt sicher. Wenn jemand so schnarcht, dass man die Vibration davon spürt, helfen auch keine Ohropax. Nur innerliche Entspannung und die Vorfreude auf ein wenig Schlaf im Zug später…

Tief in den Bauch atmen, entspannt bleiben und gedanklich an schöne Orte flüchten. 

Donnerstag, 13. April 2023

Auf Wiedersehen, Bella Italia!

Wow… Venedig und die Region Venetien haben mich sehr beeindruckt. Ich hatte keine großen Erwartungen - weder an die Stadt noch an meinen Gastgeber. Die beste Einstellung für gute Erlebnisse! 

Mit Armando hatte ich es wunderbar. Wir haben bei Prosecco und italienischer Musik zusammen gekocht, viel geredet (dabei unsere Sprachkenntnisse in italienisch bzw. deutsch und englisch verbessert) und die Gegend erkundet. Außerdem spielt er so gerne wie ich und so konnte ich endlich mein Quixx aus meinem Rucksack ziehen und es ihm beibringen.

Ich habe nicht nur Venedig sondern auch Padua, Mestre und Treviso erkundet. Ich kann mich an der Architektur kaum satt sehen und bin Fan der italienischen Lebensweise. Ich werde definitiv wiederkommen. Mit Armando habe ich einen Freund gefunden, dessen Tür mir immer offen steht. Was bin ich nur für ein Glücksmensch. 

Abschied nehmen fällt mir immer schwer und es ist gleichzeitig ein Muss um überhaupt Reisen zu können. Also bin ich nach 5 Tagen mit Armando etwas traurig in den Zug Richtung Osten gestiegen. 
Kaum sitze ich, bekomme ich über Workaway eine Antwort auf eine Anfrage, die ich schon vor über einer Woche geschrieben habe. Eine Familie an der Küste Sloweniens schreibt: „Entschuldige die späte Antwort. Du kannst jederzeit zu uns kommen. Wir freuen uns dich kennenzulernen.“
Ich schmunzel, spüre nach. 
Bin ich schon direkt wieder bereit neue Menschen kennenzulernen? Brauche ich nicht eigentlich ein paar Tage alleine zum nachspüren und verarbeiten?
Ich steige in Triest aus und denke: Keine Entscheidung mit leerem Magen treffen! Ich gönne mir ein gutes Mittagessen und telefoniere mit meiner Freundin Pia. 
Danach sitze ich unschlüssig auf einer Parkbank. Zu viele Optionen sind manchmal eine echte Herausforderung... Ich könnte in einem Hostel in Triest bleiben, zu der Familie in Slowenien fahren oder den Zug nach Rijeka nehmen.
Ich entschließe mich erstmal herauszufinden wie ich an die Küste Sloweniens komme (dort gibt es keine Zugverbindungen). Im Busbahnhof sagt die Frau: „Der Bus fährt in 5 Minuten und kostet 4,20€.“ 
Ich denke: „Das Universum will mir was sagen“, kaufe ein Ticket und renne zum Bus. 
Entscheidung getroffen. Ich kontaktiere die Familie, teile Ihnen mit, dass ich auf dem Weg bin und mache ein kleines Schläfchen. 

In Piran holt mich Matic am Busbahnhof ab. Während wir durch den kleinen Ort laufen, erklärt er: „Du kannst bis Freitag dein eigenes Apartment direkt hier im Zentrum haben. 


Wir wohnen 20 Minuten zu Fuß von dort. Du kannst vorbeikommen wenn du magst und wenn nicht, ist es auch okay. Mach dir einfach eine gute Zeit.“ Dann zeigt er mir das Mini-Apartment direkt am zentralen Platz, gibt mir die Schlüssel und ist weg. 
Ich kann mein Glück kaum fassen, gehe den süßen Ort erkunden, sehe den Sonnenuntergang und habe ein gutes Abendessen bevor ich müde und dankbar ins Bett falle. Was für ein Leben…


„I’m guided throughout this day in making right choices.“ 

Sonntag, 9. April 2023

„Ich habe meine Frau gekocht“

Nach der Woche in der Toskana, in der ich einem nicht enden wollenden Strom negativer Worte ausgesetzt war, erlebe ich jetzt das Gegenteil.

Seit Freitag bin ich in Venedig. Wieder als Workaway und alles ist ganz anders. Ich hatte meinen Gastgeber Armando angeschrieben, ob er etwas Hilfe gebrauchen kann. Er antwortet gleich: „Du kannst gerne kommen. Allerdings spreche ich kein Englisch oder Deutsch. Es wird schwierig mit der Kommunikation. Aber lass es uns versuchen.“

Ich hab kurz überlegt, ob mir das nicht zu anstrengend ist. Dann war ich mir sicher: „Mut wird immer belohnt und in ein Hostel kannst du spontan noch immer gehen.“

Also hat mich Armando vom Bahnhof abholt, ich bin ohne viele Worte in sein Auto gestiegen und wir sind zu ihm nach Hause gefahren. Wir sind uns auf Anhieb sympathisch aber es fehlen die Worte. 

Zum Glück gibt es mittlerweile so praktische Dinge wie Google-Übersetzer und so dauert es nicht lange, bis wir bei Kaffee und einer Oster-Colomba (typisches Ostergebäck in Taubenform) uns in einem wilden Mix aus italienisch, englisch und deutsch unterhalten.



Er tippt in sein Handy: „Ich brauche keine Hilfe. Sei einfach mein Gast, fühl Dich wie Zuhause.“

Ich bin dankbar und beglückt.

Und wir haben gleich viel zu lachen. Über lustige Übersetzungen („Ich habe meine Frau gekocht“) und  erlebte Geschichten. Armando produziert Prosecco in seiner Freizeit und hat früher viel in Restaurants gearbeitet. Es dauert also nicht lange, bis er mir Aperitif und Antipasto reicht.

Ach… was für ein Glück. Was für gute Gespräche, wie viel Spaß und was für ein Luxusleben.

Wir drehen noch eine kleine Runde durch den Stadtteil Mestre (auf dem Festland von Venedig). Er zeigt mir die Bushaltestelle, kauft mir Tickets für den nächsten Tag und wir kaufen für das Abendessen ein.

Wir kochen gemeinsam, quatschen und trinken Prosecco. Auch er ist schon viel gereist und hat alle möglichen Jobs gemacht. Jetzt ist er in Rente und sucht einen Ort an dem er langfristig leben möchte. 

Irgendwann ist es spät geworden und ich falle müde in mein Bett im größten Zimmer der Wohnung. 

Was für Überraschungen das Leben so bereit hält.


Freitag, 7. April 2023

Eine Woche Toskana

Wo soll ich anfangen? Was soll ich schreiben?

Ich sitze im Zug nach Venedig. Die letzte Woche habe ich in der Toskana in der Nähe von Grosseto als Workaway verbracht.
Mein Gefühl hat mich im Vorfeld schon aufmerken lassen. Der Kontakt mit meiner Gastgeberin Gudrun  (Name von der Redaktion geändert 😉) war von Anfang an schon per WhatsApp ruppig und etwas unfreundlich. Ich hab mir nur gedacht: „Du weißt nie, was auf der anderen Seite gerade los ist“ und bin hingefahren.

Ja, da war ich dann mit einer Frau um die 60… Ich habe selten eine negativeren, voreingenommenen und zu allem eine Meinung habenden Menschen getroffen.

Schon auf dem Weg vom Bahnhof zu ihr nach Hause sagte sie: „Ich weiß gar nicht was ich mit Dir soll. Ich hätte eine Woche Urlaub machen sollen, jetzt hab ich dich an der Backe und du siehst nicht so aus als könntest Du irgendwas. Und dabei hab ich so viel zutun.“
So ging es dann auch zwei Tage weiter… ich durfte nichts anfassen, sollte am besten nichts sagen und wenn ich was getan habe, wurde es kontrolliert und korrigiert. Ich hab tief durchgeatmet und mir klar gemacht: „Hat nix mit mir zutun.“ Den ganzen Tag hat Gudrun einen Monolog gehalten. Wie blöd, hässlich, dumm und alt sie ist. Wie schlecht die Menschen sind (Die Italiener, die Deutschen, die Gäste, die Workaways, die Männer, die Frauen, die Jungen, die Alten, die Nachbarn, das Leben … grundsätzlich immer pauschal und grundsätzlich immer schlecht. Lachen oder gute Laune scheint sie nicht zu kennen. Und weil ich ja auch schlecht bin, hat sie mich keine Minute alleine gelassen. „Man weiß ja nie. Workaways können ja noch nicht mal richtig abspülen.“
Ich bin bei mir geblieben und habe u.a. Sätze von Louise Hay still in meinem Kopf wiederholt. Zum Beispiel: „Out of this situation only good will come.“
Meine positive und offene Grundeinstellung nicht verlieren - auch nicht mit toxischen Menschen.

Und ich hab angefangen zu fragen: „Was ist dir beim Abspülen wichtig? Wie möchtest Du deinen Tee am liebsten trinken? Darf ich die Küche ausfegen?“

Am dritten Tag hat sich dann langsam was verändert. „Du bist ja doch nicht so lebensunfähig wie die meisten Büromenschen. Zwar sehr rational aber anpacken kannst Du. Vielleicht solltest du Lokführer werden.“ 
Ich hab diese Aussage mal als Kompliment genommen. 

Wer ich bin, was mich bewegt und beschäftigt, was ich schon gearbeitet und erlebt habe, wen oder was ich liebe und was meine Glaubenssätze und Werte sind, interessiert Gudrun nicht. Meine Redeanteile waren sehr auf das Wesentliche beschränkt und irgendwann hatte ich auch keine Lust mehr, mehr von mir zu zeigen. Ist ja in ihrer Welt eh alles schlecht...
„Zwei Monate Interrail? Das hat in meiner Welt nichts mit Reisen zutun. Das ist so ein Möchtegern Hippieleben für 8 Wochen!“

Warum bin ich (wie von Anfang an vereinbart) eine Woche geblieben? 

Ich konnte in dieser Woche viel über Menschen und über mich lernen. Die Wirkung von positiven und negativen Glaubenssätzen, sich selbst erfüllende Prophezeiung, Selbstbewusstsein, unterschiedliche Perspektiven, Selbst- und Fremdwahrnehmung und so viel mehr. Ich konnte vor allem meine Entwicklung der letzten Jahre wahrnehmen. Bei mir bleiben, nicht von Menschen beeinflussen lassen, wissen wessen Meinung mir was bedeutet.
Und ich hab auch nochmal deutlich erfahren, dass Geld, Wohnort, Wohlstand, Wetter, Bildung etc. kein Garant für Lebensfreude ist. Gudrun hat das alles. 
Glücklich ist sie nie.



Am vorletzten Tag konnte sie das erste Mal „Danke“ sagen und hat mich eingeladen mit ihr und ihrer Tochter, dem Freund und ihrem Ex-Mann Ostern zu feiern und länger zu bleiben. 
Ich hab freundlich abgelehnt. Auch meine Lebensenergie ist nicht unbegrenzt und es wird Zeit für neue (positivere) Menschen um mich herum.

Jetzt geht es weiter nach Venedig. Ich stürze mich gleich ins nächste Workaway-Abenteuer. 😎

Montag, 3. April 2023

Weiter geht’s…

 Guten Morgen aus der Toskana.

Unseren letzten Wandertag haben wir ausgiebig genossen. Ich bin nur mit leichten Gepäck gewandert (ich bin schon körperlich ganz schön müde) und habe meinen Rucksack am Bahnhof zur Aufbewahrung gegeben und ihn abends von dort wieder abgeholt.

Nachdem ich am Freitagabend Moni in den Nachtzug nach München gesetzt habe, habe ich eine weiter Nacht in La Spezia verbracht um mich etwas zu erholen. Im Hostel stellte ich dann fest, dass mein Beutel mit meinen Schuhen (Barfußschuhe und FlipFlops) nicht mehr auffindbar waren. Kurzen Wunsch ans Universum geschickt und dann die letzten drei Unterkünfte unserer Wanderung angerufen. Tatsächlich sind die Schuhe in Riomaggiore. Die Reinigungskraft hatte gedacht, dass ich sie weg werfen möchte.

Am Samstag bin ich also (nach einer weiteren nicht erholsamen Nacht) mit dem Zug zurück nach Riomaggiore und habe zwei Stunden am Meer auf meine Schuhe gewartet. 



Glücklich und mit vollständigem Gepäck geht es dann weiter nach Pisa. Ich lasse mich bei schönsten Sonnenschein durch die Stadt treiben, schaue mir den schiefen Turm an, habe ein gutes Mittagessen und eine schöne Kaffeepause in Bahnhofsnähe. 



Drei Stunden später nehme ich den Bummelzug Richtung Grosseto. Ich versuche die Zugfahrt zu nutzen um mich auf meine nächste Gastgeberin einzustellen. Offen sein, unvoreingenommen, Vertrauen. 


Ich warte eine Stunde im Sonnenuntergang am Bahnhof bevor mich Gudrun (Name von der Redaktion geändert 😉) mit dem Auto abholt. 

Wir fahren ca. 15 Minuten noch tiefer ins Nirgendwo. 

Ab jetzt bin ich also auf einer Olivenfarm mit Ferienwohnungen. 


Mehr dazu später… meine Arbeitskraft ist gefragt 😉