Sonntag, 12. Januar 2025
Gute Gewohnheiten wieder aufnehmen…
Freitag, 17. Mai 2024
Erntetag
Heute ging es auf den bekanntesten und letzten Abschnitt unserer Wanderung: „Der Pfad der Götter“. Von Bomerola nach Positano… 10 Kilometer, kaum Aufstieg, dafür aber 720 Höhenmeter Abstieg vorwiegend natürlich über Treppenstufen. (Da gibt es bekanntlich ein Trauma ;-))
Aber der Reihe nach… Ich wache mal wieder um 5 Uhr auf und bin etwas neidisch auf Moni. Nimmt sie ihr Hörgerät und ihr Cochlea-Implantat abends raus, können ihr nervige Geräusche nichts anhaben und sie kann störfrei schlafen so lange sie mag.
Wir frühstücken um 8, packen anschließend zusammen und machen uns auf den Weg. Mir tun die Beine zum Glück kaum weh und ich kann ein paar Witzchen über Moni machen (die die ersten Meter mehr humpelt als geht).
Der Weg ist ein Traum: Dunst zieht vom Meer die Felswände hoch, es riecht nach feuchtem Boden, Salz und Kräutern und die Sonne scheint zwischen den Wolken hindurch. Ich bin einfach glücklich.
Und ich spüre so viel Dankbarkeit: für den Luxus in meinem Leben, für die Möglichkeit vier Monate nicht zu arbeiten, für meine körperliche Fitness, für den tollen Rucksack (den mir meine Freundin Marie geliehen hat), für die Wanderstöcke meiner Schwester, die Freundschaft zu Moni, die Sonne, das glitzernde Meer und so viel mehr.
Ich fühle mich heute so fit und bin so dankbar, dass Paul mich am Anfang des Jahres dazu motiviert hat wieder regelmäßig schwimmen zu gehen. Jede Stufe erklimme ich heute mit Freude und Leichtigkeit. Die vergangenen drei Tage waren wie ein Trainingslager für meinen Körper.
Und leider teilen wir uns den Weg mit vielen anderen Menschen … mich nervt es an manchen Stellen nicht in meinem eigenen Tempo gehen zu können und von Menschen umgeben zu sein, die auf diesem schönen Weg über ihre Arbeitsprojekte sprechen möchten. Moni und ich nehmen an allen möglichen Stellen Umwege in Kauf um etwas Ruhe zu haben. Wir genießen unseren letzten Wandertag in vollen Zügen - beim Abstieg von 720 Höhenmetern bis auf Meeresspiegelniveau sind wir dann alleine… Die meisten Tageswandertouristen (am liebsten sind mir die Menschen mit Sandalen, Selfi-Stick und Handtasche) nehmen vor dem Abstieg den Bus.
Wir erreichen Positano, kaufen Fährtickets, baden im erfrischenden Meer und dösen am Strand. Wie gut nach vier anstrengenden und schönen Tagen endlich angekommen zu sein.
Donnerstag, 16. Mai 2024
Treppentrauma
Mittwoch, 15. Mai 2024
„Für deine blauen Augen…
Dienstag, 14. Mai 2024
Auf der Spur der toten Katze
Montag, 13. Mai 2024
Geld kommt, Geld geht
Jetzt ist er also da - mein arbeitsfreier Sommer. Vier Monate habe ich Zeit um zu reisen und das Leben abseits der gewohnten Wege zu genießen.
Ohne Verpflichtungen und ohne die Frage, wie es nach dieser Auszeit beruflich für mich weitergeht. Entgegen meiner bisherigen Auszeiten (die ich mir gegönnt habe, nachdem ein Job zu Ende ging) habe ich dieses Mal den Luxus mein Arbeitszeitkonto bei ChiroPaul plündern zu können und so weiter bezahlt zu werden, während ich mein Gesicht in die Sonne halte.
Meine Auszeit beginnt in meiner Wohlfühlstadt München. Eine knappe Woche verbringe ich bei Quirin, erhole mich von einer Erkältung und genieße die abwechslungsreiche, schöne und gemeinsame Zeit mit ihm.
Am Sonntag ziehe ich dann zu meiner Freundin Moni um. Bei einem Glas Wein auf ihrer Gartenbank besprechen wir in der Sonne die letzten Details zu unserem Italientrip. Ich packe anschließend meinen Rucksack kuschel mich früh ins Bett.
Der Wecker klingelt um 6:30 und ich schleppe mich müde in die Dusche. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit Volker, schultern Moni und ich unsere Rucksäcke und brechen zum Ostbahnhof auf. Im Bus checke ich routinemäßig unsere Reiseverbindung. Da der Schock: unser Zug nach Bologna fährt spontan 15 Minuten früher und hält heute ausnahmsweise nicht am Münchner Ostbahnhof. Wir rennen trotzdem zum Bahnsteig (die Bahn-App kann sich ja auch mal irren), finden leider keinen EuroCity. Also zum Reisezentrum der Bahn, wo uns gesagt wird, dass wir einfach den nächsten Zug in zwei Stunden nehmen sollen und wahrscheinlich dann in Bologna ein neues Ticket bis Salerno für 190€ kaufen müssen.
Etwas frustrierend und genervt beschließen wir aus der Situation das Beste zu machen und mit dem nächsten Regionalzug nach Rosenheim zu fahren, einen Kaffee zu trinken und dann dort in den nächsten EC zu steigen. Die Bahn hat einfach keinen guten Tag und als für den Zug nach Rosenheim über 20 Minuten Verspätung angezeigt und der Bahnsteig voll mit Menschen ist, verwerfen wir den Plan, fahren zum Hauptbahnhof, trinken einen Kaffee im Stehen und steigen schließlich in den EC nach Bologna.
Wir sind froh endlich unterwegs zu sein, essen unser Walnussbrot, das Stück Käse und die gekochte Eier und genießen die Fahrt durch die beeindruckenden Alpen.
Kurz vor Bologna spreche ich mit dem Zugbegleiter über unsere Situation (verpasster Anschlusszug wegen zu früher Abfahrt des ersten Zuges). Er macht uns wenig Hoffnung und meint, dass wir voraussichtlich am Schalter ein neues Ticket kaufen müssen.
Ich schicke einen Wunsch ans Universum - Moni schaut mich skeptisch an und fragt: „was genau wünscht du dir denn gerade?“
„Ich wünsche mir, dass die italienische Bahn Nachsicht mit uns hat und unser Ticket kostenlos umbucht und wir nicht 190€ für ein neues Ticket ausgeben müssen!“, antworte ich schmunzelnd.
Und schon schließt auch Moni die Augen, bringt die Fingerspitzen zusammen und wünscht sich grinsend das Gleiche.
Wir erreichen Bologna 2 Stunden und 20 Minuten später als geplant, hetzen zum Infopoint und schildern unsere Situation. Die Frau ist überfordert… dass Leute aus Deutschland ihren Zug wegen Verspätung verpassen ist sie wahrscheinlich gewohnt. Anschlussprobleme wegen zu früher Abfahrt des ersten Zuges ist aber anscheinend eher ungewöhnlich. Sie fordert Verstärkung an und die Verwirrung verdoppelt sich. Nach 10 Minuten wilder Diskussion zwischen den zwei Bahnmitarbeiterinnen und etlichen Nachfragen an uns bekommen wir zwei kostenlose Tickets für den nächsten Zug nach Salerno. Wir können unser Glück kaum fassen. Wir hatten uns beide innerlich schon darauf eingestellt 190€ zahlen zu müssen.
„Siehste, Geld kommt und geht“, sage ich zu Moni, die nur lachend den Kopf schüttelt. „Gedanklich waren 190€ schon von meinem Konto abgebucht. Jetzt sind sie unerwartet zurückgebucht worden! Was für ein Glück wir doch haben.“
Moni erwidert:“Du mit einen verrückten Lebensweisheiten und Ansichten. Damit kommst du wirklich gut durchs Leben.“
Während wir auf den Zug warten, gönnen wir uns Cappuccino und Tiramisu und feiern die Wunscherfüllung des Universums.
Im Schnellzug geht es dann über Rom und Neapel nach Salerno. Wir checken in unser Zimmer ein und beenden den Tag bei Oliven und Aperol in einer netten Bar in der Fußgängerzone. Morgen geht’s auf zum Wandern. Vorfreude
Gute Nacht aus Italien
Freitag, 26. April 2024
"Komm da mal lieber runter. Sieht scheiße aus wie du tanzt."
Ich war 15 als ein betrunkener Typ mir diese zwei Sätze an den Kopf warf.
Wie sehr mich dieser Moment geprägt hat, habe ich erst 25 Jahre später realisiert.
Aber von vorne...
Es ist das Jahr 1999, es ist die Vorabiparty meines damaligen Freundes in einer Kleinstadt in NRW. Ich bin angetrunken, fühle mich lebendig. Der Alkohol betäubt das dauerpräsente Gefühl von Unsicherheit das mich die ganze Pubertät und Jugend begleitet. Heute geht´s mir gut. Ich trage mein Lieblingsoutfit (Enge Jeans mit Schlag, Bauchfrei-t-shirt und meine Adidas-Turnschuhe), stelle mal nicht alles infrage und gehe mit dem Flow. Im Festzelt legt der DJ das Lied des Jahres auf: "L´Amour Toujours" von Gigi D´Agostino. Die Menge feiert im Stroboskop-Licht ab, das kollektive Gefühl von Leichtigkeit und Unsterblichkeit. Aus einer Laune heraus klettere ich auf eine Bassbox in meiner Nähe. Ich genieße den Blick über die ausflippende Menschenmenge, tanze, schließe immer wieder die Augen, speichere den Moment und das Gefühl von Glück in mir ab.
Ein Typ tippt mir ans Bein, ich beuge mich zu ihm runter und er schreit mir ins Ohr: "Komm da mal lieber runter. Sieht scheiße aus wie du tanzt!".
Schock.
Scham und Ohnmacht durchfluten mich. Ich springe von der Box und bahne mir den Weg zu den Toiletten. Nur weg hier.
Mein Fehler. Ich habe meine Grenzen überschritten. Wie kann ich auch nur glauben, dass ich (die gar nicht tanzen kann) einfach auf einer Box tanzen könnte? Wie bin ich nur auf diese absurde Idee gekommen? Wie peinlich. Wer von den Menschen, mit denen ich heute Abend unterwegs bin, hat es gesehen? Und mein Freund? Schämt der sich jetzt für mich? Habe ich ihn überhaupt verdient? Auf Boxen tanzen ja nur Menschen, die sich richtig toll bewegen können und die viel besser aussehen als ich. Wie sehe ich eigentlich aus in diesem langweiligen Outfit? Meine Haare sind ein einziges Wirrwarr! Und schminken kann ich mich auch überhaupt nicht....
Zeitsprung: Eine Frühlingsnacht 2024. Nach zwei Getränken in einer Kneipe ziehen Robert und ich zum Tanzen in einen Club weiter. Wir checken die Musik in den unterschiedlichen Räumen und bleiben auf der Tanzfläche bei den "All-time-Favorites" hängen.
Ich tanze seit über einer Stunde neben einem Typen mit Goldkettchen, der mir immer wieder meinen Platz streitig macht. Ich habe richtig Lust zu tanzen und bin gleichzeitig etwas genervt. Irgendwann sagt Robert: "Tanz doch einfach auf der Bank an der Wand da. Da gibts genug Platz!"
Bäm! Ich bin schlagartig wieder 15 Jahre alt, habe das Gefühl nicht tanzen zu können und schon gar nicht auf irgendeiner Art von Erhöhung. Ich spüre Angst, Enge und Bedrohung in meinem Körper.
Ich schließe die Augen, atme tief durch und hole mich in das Jetzt zurück.
Ich bin nicht 15, sondern 39, darf tun was ich möchte und ich kann und will tanzen! Und dann klettere ich auf die Bank, schaue auf die feiernden Menschen und gebe mich mit meinem ganzen Körper der Musik hin. Ich bin durchflutet von Freiheit und Glück. Robert steht unter mir, reicht mir ein Glas Wasser und sagt: "Wow. Wie cool du tanzt und wie viel Energie und Freude du dabei ausstrahlst. Mega."
Es ist 6 Uhr, als wir den Club als Letzte verlassen. Beim Döner an der Ecke erzähle ich Robert von meinem Erlebnis vor 25 Jahren und wie sehr mich dieser Moment unbewusst geprägt hat.
Meinen Glaubenssatz, dass ich nicht tanzen kann und schon gar nicht auf einer Box, habe ich nun endgültig hinter mir gelassen. Ich tanze wann, wo und wie ich will und die Freude daran lasse ich mir nie wieder nehmen.