Mittwoch, 15. Mai 2024

„Für deine blauen Augen…

…würde ich sogar mal nach Berlin kommen!“, sagte mir der Vermieter unserer letzten Unterkunft ungefähr fünf mal. Uff… willkommen in Patriarchat. Nein, es war kein nettes Kompliment sondern sehr deutliches mich auf mein Aussehen beschränken. Während des Frühstücks steht der übergewichtige Herr um die 70 auch gerne, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, neben unserem Tisch und erklärt uns die Welt. Zum Abschied befiehlt er mir dann auch eine 5-Sterne-Bewertung bei Booking für ihn zu schreiben… ähm, ganz sicher nicht.

Naja, zum Glück ist die Unterkunft schön und mein Kontakt mit dem Vermieter beschränkt sich auf ein Minimum. 

Mein Tag beginnt trotzdem wunderbar:

Nach dem Aufstehen ziehe ich meinen Bikini an, laufe runter zum Strand und genieße ein kurzes Bad im noch kühlen Mittelmeer. Wow… was für ein Genuss noch vor dem Frühstück im Meer baden zu können. 
Nach dem Frühstück (mit dem welterklärenden Besitzer) ziehen wir los und ich hab einen schrecklichen Ohrwurm von „Blaue Augen“. Singend erklimmen Moni und ich die ersten Höhenmeter…



Nach 30 Minuten treffen wir drei Italiener, die wir gestern schon auf dem Weg kennengelernt haben. Sie teilen sich eine geklaute Zitrone mit uns (der Weg heute heißt schließlich „Weg der Limonen“) und wir quatschen kurz über die jeweiligen Tagesziele.



Wir laufen weiter… 40 Stufen bergauf bis Moni sagt: „Wir haben die Route verlassen!“. 

Woher sie das weiß? Dank ihres Chochlea-Implantat kann Moni die Komoot-Navigation direkt von ihrem Handy (für mich geräuschlos) auf ihr Implantat senden. So sind wir immer bestens informiert und brauchen nur selten aufs Handy schauen. „Irgendeinen Vorteil muss meine Taubheit ja haben!“, sagt Moni. „Und wir sollten uns nicht von Männern ablenken lassen. Bringt uns nur auf Umwege weil ich dann Komoot überhöre.“ Wir kehren lachen auf den richtigen Weg zurück.

Der Weg zieht sich über unendlich viele Treppenstufen hoch bis Ravello. „Das ist echt spaßbefreit“, jammert Moni. 

In Ravello gönnen wir uns ein Mittagessen auf dem Kirchplatz und sind plötzlich im krassen Touri-Gebiet. Anscheinend werden hier im 30-Minutentakt ganze Busladungen zur Stadtbesichtigung ausgekippt.
Wir sitzen eine Weile auf der Kirchentreppe um unsere durchgeschwitzten Sachen etwas trocknen zu lassen bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Und schon wieder Treppen… dieses Mal bergab. Auch gar kein Spaß. Nach über 10km, davon bestimmt 75% Treppenstufen erreichen wir den Stadtrand von Amalfi. Unsere Unterkunft liegt auf dem Berg vor uns - nochmal 50 Minuten bergauf über Stufen. 

„Lass uns nach Amalfi runter laufen, ins Meer springen und dann mit dem Bus nach Pogerola fahren. Ich bin fertig mit Treppen steigen!“, schlage ich erschöpft Moni vor.
 „Es ist echt verrückt, dass wir so oft die gleichen Ideen haben. 100% Zustimmung!“, erwidert Moni.


 Wir laufen durch das super volle Amalfi, kaufen Bustickets, baden im Meer und erreichen nach einer wilden und kurvigen Busfahrt Pogerola. 

Wir sind super glücklich hier oben zu sein- weit weg von dem krassen Trubel in Amalfi. Wir haben ein super leckeres Abendessen, retten Monis Hörgerät nach einem Sturz auf einem Vordach (und sparen so 2700€ für eine Neuanschaffung. Ich sag ja: „Geld kommt, Geld geht“) und spüren unsere Beine bei jedem Schritt.

Zeit für Regeneration… Moni spendiert eine Runde Magnesium für Alle. 🙃 Gute Nacht aus Bella Italia 







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