Sonntag, 13. November 2022

Sekt? Ich nehme auch einen

Buongiorno aus Verona.

Gestern ging es wieder los. Ich mache einen kurzen Trip mit dem Zug nach Italien. Berlin-München-Verona-La Spezia-Rom, mit dem Nachtzug von Rom nach München und dann zurück nach Berlin.

Grund für die Reise ist eine Einladung nach Rom. Fee, eine ehemalige Schwimmerin, die ich 7 Jahre als Trainerin begleiten durfte, studiert dort als Erasmus-Studentin. Was für ein schöner Grund um mal wieder meinen Rucksack zu packen, in den Zug zu hüpfen und Italien zu entdecken. 

6:30 Uhr am Berliner Hauptbahnhof. Es geht mit dem ICE auf meine Lieblingsstrecke nach München. Ich bin die Einzige die um diese Uhrzeit wie ein Honigkuchenpferd grinst und ein kleines Tänzchen auf dem Bahnsteig vollführt. Mein Herz schlägt höher, ich fühle mich frei und lebendig. 

Umstieg in München: ich laufe am Zug nach Budapest vorbei und sage lachend zu mir selbst: „Ja, mit Dir fahre ich auch irgendwann! Jetzt muss ich erstmal nach Italien. Danke für die Inspiration und bis bald. Deine Zeit wird kommen!“. 

Im EuroCity nach Verona dauerte es dann keine 20 Minuten bis mir mein Mitfahrer einen Sekt reicht. Ich nehme ihn lachend und wir stoßen auf eine gute Reise an. Er ist als einziger Mann mit 5 Frauen unterwegs… wie es dazu kam, konnte ich nicht rausbekommen. :-) Er bevorzugt jedoch ein eigenes Abteil und während wir über den Flur gemeinsam den Gesprächen über Waschmaschinenprogramme und Kochrezepte lauschen sagt er nur achselzuckend: „Nicht so meine Themen.“ Ja, verstehe ich gut.


In Innsbruck steigt ein Mann dazu und mir wird bewusst, wie eng und anstrengend das Leben sein kann. Er hat ganz offensichtlich einen Zwang und kann nichts „Fremdes“ einfach berühren. Er öffnet die Abteiltür mit einer Plastiktüte, klemmt ein Taschentuch zwischen den Gardrobenhaken und seine Jacke, legt eine Zeitung auf den Sitz, desinfiziert alle 5 Minuten seine Hände und bewegt sich über  4 Stunden kaum um nichts zu berühren. Als sein Gepäck von anderen Gepäckstücken berührt wird, klemmt er eine Plastiktüte dazwischen. Maske trägt er als einziger im Abteil nicht. Uh… da macht schon Zuschauen keine Freunde und Reisen in seiner Welt muss eine echte Herausforderung sein. 

Die Fahrt mit dem Zug über den Brenner ist für mich  immer beeindruckend. Ich staune, schlafe ein, staune weiter… höre „Wings“ von Mara, schreibe meine Gedanken auf und bin demütig und dankbar.

Verona kann kommen…


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen